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Auf dem Weg nach Süden 2012

Die Reise ist beendet. 4 Wochen Marokko haben uns in Ecken des Landes gebracht, die wir im letzten Jahr noch nicht erkundet haben und haben uns an unsere Lieblingsplätze an der Plage Blanche und im Erg Chebbi verweilen lassen. Der nachfolgende Reisebericht ist neben den aktuellen Eindrücken der Reise nachträglich um die Teile ergänzt, die wir in unserem Bericht „Marokko 2011“ noch nicht beschrieben haben. Alle Pisten und Strassen wurden durch den „Big Lion“ mühelos bewältigt und bieten sich zum „Nachfahren“ an. Also viel Spaß beim Lesen und vervollständigen des Gesamtbildes.

Neben dem Holzstapel

31.08.2012, Brüssel: Es ist vollbracht! Der Lion erscheint nicht nur in neuem Kleid, sondern ist nach Tagen des Beladens auch wieder Marschbereit. Morgen geht es wieder auf die Piste über Frankreich, Spanien nach Marokko und diesmal geplant auch bis in die Westsahara. Wir werden wann immer möglich berichten und die aktuellsten Bilder einstellen. Eure Kommentare stets willkommen.

04.09.2012, Benahavis: 2200 Kilometer später, wir sind am Zwischenziel angekommen und Rosi hat mich gerade mit einem „Steinburg Classic“ (aber gebraut in Valencia), verwöhnt. Was ist passiert?! Der obligatorische Stau um Paris hat uns fast 2 Stunden gekostet, wilde Holzarbeiter schmissen uns um 05.45 Uhr aus dem Bett und die spanischen Berge (eigentlich ist ganz Spanien ein mühsames auf und ab – insbesondere mit 10 Tonnen und 168 PS) haben mich fast wahnsinnig gemacht. Ansonsten wenig. Der Lion schnurrt wieder wie Kätzchen und hat morgen und erst einmal einen Tag Pause. Dann geht’s weiter Richtung Afrika. Ma salama.

Medina in Rabat

06.09., Tanger Med: Unser Fährkartenkauf an der Landstrasse vor Algeciras (bei Ausfahrt 177) hat wieder mühelos geklappt und für 245 € haben wir ein „offenes“ Ticket (Hin/ Rück) erworben. Bis darauf, dass wir für die 11.00 Uhr Fähre zu hoch waren und damit erst die 14.00 Uhr Fähre nehmen konnten, alles kein Problem. Auch der Zoll in Tanger Med ist diesmal viel schneller (und akzeptiert sogar ohne Staunen das Online Zollformular für den Lion). Versicherung abgeschlossen (wie immer ein harter Brocken, 4 Wochen 250 € aber „Dank“ unserer „kundenfreundlichen HUK Versicherung“ ohne Marokko auf der Grünen Karte unumgänglich) und ab gehts. Wir nehmen die Autobahn nach Süden (da wir die Landstrasse bereits im Vorjahr abgebummelt haben) und übernachten südlich von Larache neben der Strasse.

Mausoleum in Rabat

07.09., Rabat: Am nächsten morgen geht es ganz entspannt über die Autobahn weiter bis Rabat (arab. für: befestigter Ort‘). Dies ist seit 1956 die Hauptstadt Marokkos mit dem Regierungssitz und der Residenz des Königs. Rabat ist neben Fès, Meknès und Marrakesch eine der vier Sultansstädte des Landes. Der Name geht auf eine islamische Grenzfestung (Ribat) zurück, die ZanataBerber im 10. Jahrhundert an der Flussmündung errichteten. Im 12. Jahrhundert ließen die Almohaden den Ribat zu einer befestigten Stadt (Kasbah) erweitern, die bis ins 19. Jahrhundert mit und in Konkurrenz zu Salé eine bedeutende Handelsstadt blieb. Im 17. Jahrhundert sorgten die unabhängige Piratenrepublik Bou-Regreg für eine wirtschaftliche Blütezeit und von der Iberischen Halbinsel zugewanderte Andalusier für ein Bevölkerungswachstum. Mit Beginn des Französischen Protektorats wurde Rabat 1912 Sitz des Generalresidenten.

Wache in Rabat

Die Medina ist an drei Seiten von der 1197 fertiggestellten almohadischen Stadtmauer umgeben, lediglich östlich der Kasbah fehlt ein kleines Stück an der Felskante über dem Flussufer. Die großzügig geplante, insgesamt 5250 Meter lange Mauer führt über die Medina hinaus um einen großen Teil der Neustadt im Westen und Süden, wo sie das Gartengelände des Königspalasts umschließt. Das wesentlich kleinere Gebiet der mittelalterlichen Medina wird gegen die französische Neustadt durch die Andalusier-Mauer aus dem 17. Jahrhundert abgegrenzt. Die ehemalige Mellah lag am Flussufer innerhalb der Andalusier-Mauer. Die Stadbesichtigung lohnt sich und ist ein schöner Einstieg in die Reise.

Safi – Portugisische Festung

08. – 11.09.: Weiter geht’s nachSüden, vorbei an Casablanca bis El Jadida, wo die Autobahn endet und wir die schöne Küstenstrasse über Safi nach Essaouira nehmen. In Safi, der nach Casablanca wichtigste Hafen und Industriestandort des Landes, bleiben wir eine Nacht. Safi ist auch bekannt für seine Keramik-Märkte und seine Keramik-Industrie. Neben Dekor- und Gebrauchskeramik stellt man hier auch − aus längsgeteilten, leicht konischen Röhren, die auf der Töpferscheibe gedreht werden − die grün glasierten Dachziegel her, mit denen in Marokko Moscheen, Mausoleen, Medersenund Königspaläste gedeckt sind. Wir treffen eine netten Marokkaner, der uns sogar auf deutsch (er hat in Osnabrück studiert) die Kunst der Keramikbrennerei erklärt – ohne Bakschisch und ohne Verkaufsabsichten…!

Fischerhafen Essaouira

Nach der Stadt Safi ist auch das Saffianleder benannt, ein in Europa seit der Barockzeit sehr beliebtes Leder aus Ziegen- und Schafhäuten. In Essaouira stoppen wir wieder. Die im 18. Jahrhundert angelegte Medina von Essaouira mit ihrem – für Marokko völlig untypischen – weitgehend symmetrischen Grundriss, geradlinig verlaufenden Straßen und zwei Stadttoren wurde im Jahre 2001 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Eine Kollektion von Kanonen (Bronze und Eisen) aus dem 17. und 18. Jahrhundert steht auf der dem Meer zugewandten Scala de la Kasbah.

Essaouira

In dieser Zeit baute die Stadt ihre wichtige Position als Knotenpunkt im Karawanenhandel weiter aus und gelangte zu erheblichem Wohlstand. Nach der französischen Besetzung Timbuktus im Jahre 1893 verlor die Stadt im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung, da ihre wichtigsten Handelsverbindungen unterbrochen wurden.

Uhrenturm

Wir schlendern durch die wunderschöne Altstadt und geniessen das einmalige Flair der Stadt, die in der Zeit nach 1967 auch das Ziel vieler Hippies (auch Jimi Hendrix hielt sich einige Tage in der Umgebung auf) war. Die weitere Fahrt bringt uns vorbei an Agadir wieder auf eine Strecke, die wir vom letzten Jahr schon kennen. Wir entscheiden uns, eine Nacht am Wassay Beach, im Nationalpark Souss Massazu verbringen und dann die Strecke immer entlang der Küste über Sidi Ifni und Foum Assaka and den Plange Blanche zu nehmen. Laut Karte gibt es eine Piste, die dies ermöglichen könnte.

Strand Foum Assaka

12.09., Foum Assaka: Mission gescheitert. Der auf der Karte (siehe hier) ersichtliche Weg ist mit dem Geländewagen sicherlich machbar (teilweise Steigungen über 45% und Steintreppen von 50 cm) aber aufgrund der engen Kurven mit dem Lion nur mit rangieren in selbigen möglich. Dazu haben wir keine Lust. Wir probieren es entlang des Strandes, um einen anderen Weg zu finden, bleiben aber im feinen Sand prompt stecken. Unser Wille, es dennoch zu schaffen, ist aber gering und so bleiben wir an diesem herrlichen Ort mit netten Menschen (ca. 3 – 7 Einwohner) einfach stehen und genießen die Einsamkeit.

Gastbewirtung – Couscous

13./14.09.: Zurück geht es über eine andere Piste durch ewige Weiten von Kaktusfeigen Richtung Guelmim und nach Süden in Westsahara. Das häufig als Tor zur Wüste bezeichnete Guelmim ist regionales Handelszentrum und Garnisonstadt. Schon seit dem 11. Jahrhundert war der Ort ein Handelszentrum und Ziel großer Karawanen die aus Mauretanien und dem Senegal durch die Sahara bis hierher zogen. Gehandelt wurde mit Sklaven, Gold, Salz Tieren und Stoffen. Besondere Bedeutung erlangte der Markt für den Handel mit Kamelen. Mit 20.000 bis 40.000 von Nomaden hierher geführten Kamelen war der Kamelmarkt der größte ganz Afrikas. Heuzutage lohnt sich ein Stop eher weniger…

Ortseingang Tan – Tan

Nach langweiliger Fahrt erreichen wir Tan-Tan im Landesinneren und Fahren dann wieder Richtung Küste und entlang des Atlantiks nach Süden. Hier übernachten wir an der spektakulären Steilküste, bevor wir am nächsten Morgen weiter nach Tarfaya aufbrechen und damit das alte „Spanisch-Marokko“ erreichen. Überregionale Bedeutung hatte Tarfaya, als im November 1975 in der Nähe des Ortes 350.000 Teilnehmer des Grünen Marschs in einem Zeltlager lebten. Das Lager umfasste auf einer Fläche von 70 km222.000 Zelte.

Denkmal Saint-Exupery

Am Strand befindet sich ein Denkmal für den Piloten und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry, der hier in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts stationiert war. Wir erreichen einige Kilometer südlich nun endlich eines unser Ziele, die Westsahara. Die Linie ist eigentlich nur daran zu erkennen, das plötzlich aus dem Nichts einige Tankstellen auftauchen, die steuerfreien Treibstoff anbieten (0,47 € / Liter Diesel). Das Territorium wurde nach dem Abzug der ehemaligen Kolonialmacht Spanien von Marokko beansprucht und größtenteils annektiert. Marokko betrachtet das in vorkolonialer Zeit in einem losen Abhängigkeitsverhältnis zu ihm stehende Gebiet als Teil seines Territoriums.

Kaserne Tan – Tan Plage

Die bereits zu spanischen Kolonialzeiten entstandene, ursprünglich kommunistisch orientierte „Befreiungsfront“ der Sahrauis (der Bevölkerung der Westsahara), die Frente Polisario, kämpft für einen unabhängigen Staat, die Demokratische Arabische Republik Sahara, auf dem gesamten Territorium von Westsahara. Daraus entstand der Westsaharakonflikt. Seit dem Waffenstillstand von 1991 kontrolliert die Frente Polisario einen Streifen im Osten der Westsahara. Etwas weiter erreichen wir Laayoune und kurz danach Layoune Plage oder besser Foum El-Qued, die „Riviera der Sahara“. Wie immer sind wir die einzigen auf einem riesigen Campingareal und stellen auch wie immer fest, das bis zum „Rivierastatus“ noch einges getan werden muß.

Nach Süden

1938 auf spanischem Kolonialgebiet gegründet, wurde El Aaiún 1958 dessen Hauptstadt und vergrößerte sich rasch in den 1970er Jahren durch den wirtschaftlich einträglichen Phosphatabbau bei Bou Craa. El Aaiún heißt „die Quellen“ und bezieht sich auf die ausreichenden Grundwasservorkommen am Saguia el Hamra, einem Trockenfluss (Oued), der in der Steinwüste im Osten beginnt und nördlich der Stadt an Sandbarrieren gestoppt wird. Der älteste Stadtteil um die ehemalige Garnison steigt über mehrere Ebenen am Hang des südlichen Flussufers hinauf. Hier sind in den Nebenstraßen und Gassen die durchschnittlich dreigeschossigen Häuserblocks mit kleinen Läden aus spanischer Zeit dicht aneinandergebaut. Westlich vom zentralen Platz dieses Viertels (Place Hassan II.), der von der Stuckfassade des Krankenhauses begrenzt wird, liegt die Kirche von 1954 mit einem Tonnendach aus einer Betonschale. Das Franz von Assisi geweihte Gotteshaus wurde auf General Francos Wunsch 1950 zusammen mit der Kirche von Ad-Dakhla vom selben Architekten entworfen, der auch für das Valle de los Caídos bei Madrid verantwortlich ist.

In der Westsahara

15.09., Westsahara:Wir starten früh, um uns „tiefer“ in die Westsahara zu arbeiten. Unser Ziel ist erst einmal Smara, um dort zu erfahren, ob eine Weiterfahrt nach Osten Richtung algerische Grenze überhaupt möglich ist. Die Polizei in Layoune war ziemlich hilfbereit aber gleichermaßen planlos und hat uns an die Gendarmerie Royale in Smara verwiesen. Hinein in die Wüste erreichen wir nach gut 3 Stunden Smara.

Geisterstadt

Im antikolonialen Befreiungskampf um 1900 gegründet, wurde Smara zum religiösen Zentrum der Sahrauis und nach der Besetzung durch marokkanische Truppen 1975 in erster Linie zu einem großen Militärlager, dessen Wirtschaftskraft für einen stetigen Bevölkerungszuwachs sorgt. Eine erste Niederlassung war ab 1869 ein Rastplatz an einer Kreuzung von Karawanenrouten zwischen den Oasen im südlichen Marokko und Mauretanien. Es gab hier ausreichend Wasser und Weideland. Ansonsten ist es ziemlich „tot“. Auch die Gendarmerie scheint zu schlafen, nur die UN Mission ist im Straßenbild präsent. Unseren Plan, eine weiter im Osten im Zuge der algerischen Grenze gelegene Strecke zu nehmen haben wir nach Rücksprache mit Mohammed, einem Sahraui und Mitarbeiter von UNHCR verworfen. Situation unklar, Polisario immer noch aktiv und mit vielen Flüchtlingslager auch von diesem Gesichtspunkt nicht sicher. Ob’ s stimmt? Wir haben es lieber nicht ausprobiert und eine Schleife nach Norden zurück nach Tan – Tan gemacht. Die Straße geht leicht bergauf und führt durch öde Wüstenlandschaft. Plötzlich aus dem Nichts taucht eine verfallene Lehmhüttenstadt am Horizont auf, die in keinem Reiseführer beschrieben ist, unser Platz für die Nacht.

Chamäleongast in Muschelsammlung
Gastgeschenk Plage Blanche

16.09. – 20.09., Plage Blanche: Die „Schicksalsentscheidung“, nicht quer nach Ostmarokko zu fahren, bringt uns dazu noch einige Tage über holprige Strecke (17 Km _ 2,5 Stunden, Video hier) zu unserem Lieblingsort an der Mündung des Qued Draa zu fahren.

Sonnenuntergang Plage Blanche

Dort haben wir erst einmal 3 volle Tage ausgespannt, und gesonnt, Muscheln gesammelt und das Surfbrett ausgepackt. Übrigens (fast) allein, nur ein paar Fischer, die ab und zu mal in weiter Ferne auftauchten und uns mit Fisch versorgten. Wieder einmal hat uns die marokkanische Freundlichkeit überwältigt, denn Geld war für den Fisch nicht mit dem besten Willen an den Fischer zu bringen… Ein Traum.

Der Scout

21. / 22.09.2012, Tafraoute, Anti – Atlas: Um nicht völlig die Zeit zu vergessen haben wir uns nach ein paar Tagen wieder auf die Piste gezwungen und sind über Guelmim und Bouizakarne nach Osten gefahren. Wir besichtigen Marokkos best erhaltenste Speicherburg (Agadir) in Amtoudi. Der Agadir Id Aissa – ein typischer Hofagadir, dessen Alter auf ca. 800 Jahre geschätzt wird und der je nach Blickwinkel eine völlig andere Ansicht bietet: Die Zugangsseite ist burgartig befestigt; die Talseite ist breit gelagert und zeigt zwei Ecktürme.

Einweisung in die Lage

Ein – ohne Verwendung von Mörtel aus größeren und kleineren Steinplatten zusammengefügter – Mauerring, in welchen diverse Speicherkammern von unterschiedlicher Größe eingelassen sind, umfasst die Bergspitze und ein felsiges Gebiet von ca. 2500 Quadratmetern. Bei Übergriffen anderer Stämme oder umherziehender Nomaden konnte die Dorfbevölkerung mit ihrem Vieh hier für ein paar Tage Schutz finden. Nahrung gab es in ausreichendem Maße, denn in den Speicherkammern waren diverse Nahrungsmittel (Gerste, Mandeln, Öl, Datteln, getrocknete Feigen etc.) deponiert; Regenwasser wurde in Zisternen aufgefangen und gespeichert.

Agadir Amtoudi

Eine aus kleinen Steinplatten zusammengesetzte Zellenstruktur diente zur Aufnahme von Bienenstöcken. Von hier fahren wir erst über eine abenteuerliche Geländestrecke (nur wenige Zentimeter am Abgrund entlang), dann durch die Bergwelt des Antiatlas nach Nordosten nach Tafraoute. Tafraoute liegt − inmitten einer großartigen Granitlandschaft− auf etwa 1000 Metern Höhe. Markantestes Merkmal sind die vielen großen, von Naturkräften (Regen und Wind) rund geschliffenen Felsformationen, die letztlich auf einen vulkanischen Ursprung dieses Teils des Antiatlas verweisen.

Rosa Stein Tafraoute
Blaue Steine

Wir besichtigen die „Blauen Steine“ des belgischen Künstlers Jean Vérame, der unweit der Straße riesige, von der Erosion rundgeschliffene Granitblöcke mit leuchtend bunten Farben angemalt hat. Noch großflächigere und ebenso umstrittene Kunst hat der gleiche Künstler im Sinai hinterlassen in der dort bekannten „Blue Desert“.

23./24.09.: Weiter geht es durch die anfangs interessante, dann eintönige Hochebenenlandschaft über Taliouine und Tazenakht. Wir stoßen wieder auf das Wadi Draa, welches uns schon seit dem Atlantik begleitet und bis nach Merzouga, unserem nächsten Ziel, führt. Hier im Hochland fängt es nun auch leicht an zu regnen, dieser wird uns jetzt bis in die Wüste folgen.

Dünenwanderung

25.09. – 27.09., Merzouga, Desert Hotel: Wir haben einen der seltenen Tage erlebt, an denen es in der Wüste regnet. Heute morgen sind wir dann Michaelas „Lieblingsbeschaftigung“, einem Wüstenspaziergang durch die Dünen, nachgegangen. Hier ein kleiner Film vom Blick in die marokkanischen Ausläufer der Sahara. Wir nutzen die Tage, um ein wenig auszuspannen, am Pool zu liegen und die Website zu aktualisieren.

Sonnenaufgang am Erg Chebbi

Die Leute im Desert Hotel sind super freundlich und wir sind wie immer die einzigen Camper. Da wir letztes Jahr die Gegend schon erkundet haben und über Taouz die Wüstentour nach Westen gefahren sind, nehmen wir es mit der Entspannung diesmal ernst…

Kasbah Meski

28.09., Meski: Wir folgen dem Ziz – Tal entlang der Oasen nach Norden und übernachten an der „Blauen Quelle“ von Meski. Der Campingplatz liegt zwischen Palmen an den Quellen die von der französischen Fremdenlegion zum Schwimmbad ausgebaut wurde. Die eindrucksvolle aber zerfallene Kasbah hoch am Steilufer des Qued Ziz erwandere ich durch die wunderschönen Oasengärten. Wir treffen auf Stefan und Angelika aus Vorarlberg mit ihren Buben und einem MAN, die uns versichern, auch der Lion hätte in der Todra Schlucht und weiter nach Norden keine Probleme ( bei 3, 60 Meter Höhe waren wir uns da nicht ganz im Klaren)

In der Todra Schlucht
Eingang in die Schlucht

29.09. Todra Schlucht: Wir sind etwas vom Plan abgwichen und haben einen 300 km Umweg über die Schlucht gemacht. Diese ist an der engsten Stelle lediglich 10 Meter breit und durch bizarre 300 Meter hohe aufragend Felswände begrenzt. Hier waren dann auch der Touristenstrome, den wir bisher „so vermissten“. Der weitere Weg durch das Tal ist fast genauso beeindruckend wie die Schlucht selbst, bis darauf, dass die Menschen dann kaum noch Touristen gewohnt sind. Auf einspuriger Strasse geht es jetzt strickt nach Osten, um in die äußerst östwärtige Ecke Marokkos, nach Figuig , zu gelangen. Wir überachten neben einer Kameltränke im „Busch“ nahe Gourrama und setzen am nächsten Tag unsere Fahrt fort.

Oase Figuig
Mosche Figuig

30.09., Figuig: Wir haben die Oase Figuig erreicht und blicken nach 3 Seiten auf Algerien. Hier beginnt auch der Desert Highway, für uns endet er hier.

Figuig liegt − fernab jeder größeren Stadt − etwa 850 bis 900 Meter ü. d. M. direkt an der (geschlossenen) Grenze zu Algerien in einer von Bergen umgebenenen Landschaft. Die nächstgelegene Großstadt ist Oujda in 372 Kilometer Entfernung (unserem nächsten Ziel). Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang durch die riesigen Oasengärten, dem Reichtum der Stadt und entspannen dann für die Fahrt nach Norden.

Durchs Nichts

01.09., Saidia: Wenn wir bis jetzt dachten, durch das „Nichts“ zu fahren, dann hat uns die Strecke von Bouarfa nach Oujda eines Besseren belehrt. Entlang der nicht mehr aktive Bahnstrecke bewältigen wir diese langweilige Passage mit stoischer Ruhe und erreichen „erstes Leben“ erst wieder in Oujda, der Metropole im Nordosten Marokkos.

Kirche Saidia

Wir fahren nach einem kurzen Einkauf noch weiter bis nach Saidia und zum gerade entstehenden Badeort Mediterrania-Saïdia. Auch hier ist die Saison vorbei und wir scheinen die einzigen Touristen zu sein. Hier wird in die touristische Infrastruktur kräftig aber im Gegensatz zur auf der anderen Seite des Mittelmeeres gelegenen Costa del Sol in Spanien, mit Gehirn investiert.

Sonnenuntergang im Rif Gebirge

02. – 04.09., entlang des Mittelmeeres: Wir schließen unsere diesjährige Tour mit der Strecke am Mittelmeer und den Ausläufern des Rif – Gebirges. Die neue und eindrucksvolle Straße führt in einem ständigen bergauf- und bergab die Steilküste entlang, Buchten bieten sich immer wieder zum baden an.

Blick zurück

Mit 168 PS ist es für den Lion aber eine ganz schöne Buckelei, für uns eine langwierige Angelegenheit. Auch hier werden wir wieder von der Gastfreundschaft der Menschen beeindruckt, die uns nicht nur „Kif“ (wir lehnen dankend ab) sondern auch Kaktusfeigen (wir nehmen an) schenken (wollen). Die letze Nacht verweilen wir wieder nahe der Herkulesgrotte auf dem Campingplatz in Tanger, bevor wir uns zur Fähre aufmachen. Damit haben wir in den letzen 2 Urlauben Marokko nicht nur durchquert, sondern auch umrundet. Ein schöner Abschluß.

Immer eine Reise wert!
Tschüsss

Simbabwe 1994

Unterwegs..

Nicht schon wieder! Kannst du nicht mal etwas Normales machen? So oder fast so hat meine Mutter glaube ich die Entscheidung quittiert, ich wolle mit dem Mountainbike einmal Simbabwe umrunden.
Aber wie war ich dazu gekommen? Nach meinem Versuch, den Victoriasee im Jahr 1993 mit dem Fahrrad zu umrunden (Bericht folgt) und dem Totalausfall des Fahrrads bereits nach 1000 Kilometern, musste die Schmach ausgebügelt werden. Diesmal also etwas mehr Investition in das Fahrrad – dass ich bereits aus Deutschland mitnehme – und eine mehr oder weniger überschaubare Strecke.

Fahrtenbuch auf Karte

Da Simbabwe auf der Urlaubsagenda der meisten nicht sehr weit oben steht aber ich von vielen schon tolle Geschichten gehört habe, eine ideale Wahl. Mit meinen Mongoose Mountainbike und vernünftigen Anbauteilen habe ich diesmal auf Nummer sicher gesetzt. Der Rest der Ausrüstung hat sich in den Jahren zuvor bereits bewährt. Damit steht dem Abenteuer nichts mehr im Wege.

Harare Unabhängigkeitsdenkmal

Einige Kilometer Testfahrt in den Oberstdorfer Alpen zeigen, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Zusätzlich bekomme ich die Verpackungskiste für das Fahrrad auch noch mit. Nachdem die üblichen Zickereien bei British Airways bei Einchecken überwunden sind, lande ich nach 10 Stunden auf dem Flughafen Harare International, deren einzige Start- und Landebahn mit einer Länge von 4725 Metern übrigens eine der längsten Afrikas ist. Die Einreise geht zügig und ohne Beanstandung und

so nehme ich mein Fahrrad als Sperrgepäck in Empfang und beginne in der Haupthalle mit dem Zusammenbau. Sogleich habe ich einen freundlichen Herren der Reinigungsbrigade an meiner Seite, der mir seine Hilfe anbietet. Er erzählt mir von seiner Famile, vom Land und begrüßt mich als Gast. Am Ende unseres Gespräches bitte ich ihn, meine Fahrrad-verpackungskiste für mich die nächsten 5 Wochen zu verwahren, da ich sie für den Rückflug gut gebrauchen könnte. Jeremias nickt und sagt mir mit einem „No Problem, Sir“ seine Unterstützung zu. Er wäre jeden Tag da, ich solle einfach nach ihm fragen…..so entschwindet die Kiste im Nirwana.

Anglikanische Kirche

Ausrüstung befestigt, Pedalen überprüft und noch einmal tief durchgeatmet – und raus geht’s ins wahre Leben. Die Menschenmasse, die mir beim Öffnen der Schiebetür entgegenblickt wabt zwischen mildem Lächeln und fassungslosem Staunen. Zumindest halten sich die Taxiangebote in Grenzen…. Nach diesem kurzem Spießrutenlauf bin ich endlich auf der Landstraße 1 und radle Harare der größten Stadt und Hauptstadt Simbabwes, entgegen. Harare liegt in der tropischen Klimazone, ist also heiß und semiarid. Jetzt im Dezember ist es mit 25 Grad immer noch angenehm zu fahren. Nach den ersten Kilometern entspanne ich mich zusehens und freue mich auf meine Tour. Nach einer Stunde erreiche ich die Innenstadt und entscheide mich, in einem zentralen Guesthouse unterzukommen, um erst einmal die Stadt zu erkunden.

Harare Parlament

Harare liegt im nordöstlichen Drittel Simbabwes und hat mit einer Höhe von 1490 Meter über dem Meeresspiegel eine sehr angenehmes Klima. Sie wurde 1890 als Fort Salisbury von Cecil Rhodes auf dem Gebiet des Shona-Häuptlings Harare gegründet. An dieser Stelle befindet sich heute der African Union Square. Rhodes nannte die Stadt nach dem britischen Premierminister Lord Salisbury. 1923 bekam das Fort mit dem Sitz der Kolonialregierung auch die Stadtrechte. Zwischen 1953 und 1963 war Salisbury Hauptstadt der Föderation von Rhodesien und Njassaland. Nach der

Richtung Westen

Unabhängigkeit Simbabwes 1980 wurde der Name nach dem Häuptling des Volks, welches hier ursprünglich lebte, in Harare geändert (18. April 1982). Die Umbenennung der Hauptstadt sowie anderer Orte stellte auch eine Distanzierung zur kolonialen Vergangenheit dar. Die Innenstadt ist sehr kompakt, so dass ich alle Sehenswürdigkeiten und Geschäfte auch zu Fuß erreichen kann. Zudem gibt es auch – wie bei fast allen afrikanischen Städten – bis auf ein paar Kolonialbauten und dem Stadtpark, nicht viel zu sehen. Ich genieße also meine ersten Tag und lasse ihn bei einem Zambezi – Bier ausklingen.

Chinhoyi Höhle

Am nächsten Morgen geht es dann endlich los. Ich verlasse die Stadt Richtung Südwesten bis Chegutu, um später nach Norden bis Chinhoyi und dann nach Westen einzuschlagen. Als erstes Zwischenziel habe ich mir die Stadt Kariba am gleichnamigen See vorgenommen. Dies sind ungefähr 400 Kilometer.
In Chinhoyi, der Provinzhauptstadt von West-Maschonaland , lege ich nach 2 Tagen eine längere Rast ein. Die Stadt ist benannt nach einem Häuptling der Shona, hat 56.794 Einwohner (Volkszählung 2002) und liegt am westlichen Rand des intensiv genutzten Farmlandes zu Harare hin. Chinhoyi liegt 1.200 m hoch, an der Eisenbahnstrecke Harare-Lions Den. Ich besichtige die Chinhoyi Caves, Tropfsteinhöhlen mit einem 50 m tiefer liegenden See – dem Sleeping Pool – der je nach Niederschlag 80 bis 90 m tief sein kann. Um das Jahr 1830 soll der nomadisierende Angoni-Stamm hier die ursprünglichen Bewohner überrascht und in den See gestürzt haben, der danach den Shona-Namen Chirorodziva erhielt: See der Gefallenen…

Der See hat eine konstante Temperatur von 22 Grad, so dass Geologen davon ausgehen, dass dieser See nur ein winziger Teil eines unterirdischen Wasserreservoirs ist. Diese Höhlen dienten den Bewohnern der Gegend lange als riesige Vorratsspeicher. Erste Funde von Tongefässen datieren die Experten bereits auf 650 nach Christus. 1957 wurden die Höhlen zum National Monument erklärt und sind heute ein Erholungspark.

Es geht es durch eine aride aber fruchtbare Gegend, in der Weizen, Mais, Tabak und Soja angebaut werden. Die Strasse läßt sich gut fahren und obwohl ich auf der Hauptstrecke Harare – Kariba bin, ist das Verkehrsaufkommen überschaubar. Nervig nur die ständigen Platten, da die Bankette gesäumt sind von aus dem Fenster geworfenen Flaschen, die leider nicht alle heil bleibe. Da hilft nur ruhig bleiben und Reifen flicken.

Warnung!

Nach einem weiteren Tag entlang der Strasse erreiche ich endlich den Abzweig von der A1, die geradeaus weiter nach Sambia führt. Ich biege Richtung Kariba ab und fahre mitten durch das 1.700 km² großes Charara Safarigebiet. Hügeliges Land, Busch und Grassteppe wechseln sich ab. Hier gibt es Elefanten, Löwen, Leopard, Büffel, Flusspferde, Krokodile, verschiedenste Antilopen, Giraffen, Klippspringer, Schweine und Hyänen aber auch verschiedene Kleinkatzen und Niederwild. Die Gegend ist für ihren Artenreichtum bekannt. Nicht gerade beruhigend sind die Warnschilder, das sichere Auto nicht zu verlassen… Glücklicher Weise geht es stetig bergab, so daß zumindest die relative Geschwindigkeit für etwas Beruhigung sorgt.

Staumauer

Bevor ich den Ort erreiche, der zusammen mit der Talsperre ab 1955 gebaut wurde, erhasche ich einige phantastische Blicke auf den Kariba-See und die an seinem nordwestlichen Ende gelegene Kariba-Talsperre. Sie liegt in der Kariba-Schlucht des Sambesi entlang der Grenze von Simbabwe und Sambia. Die Talsperre hat eine doppelt gekrümmte Bogenstaumauer aus Betonund wurde zwischen 1955 und 1959 gebaut.

Lake Kariba

Der Karibastausee ist – gemäß der Liste der größten Stauseen der Erde – der volumenmäßig zweit- und flächenmäßig fünftgrößte der Erde. Er ist 280 km lang, seine durchschnittliche Breite ist 18 km, er ist bis zu 32 m tief. Im See werden jährlich zwischen 20.000 und 30.000 t Tanganjikasee-Sardinen gefischt. Ferner werden hier einige Krokodilfarmen betrieben. Bei der Befüllung des Stausees hieß dieser zunächst, nach der amtierenden britischen Königin, Elizabeth II.-Seeund wurde erst später in „Karibasee“ umbenannt. Als der Karibastausee gefüllt wurde, mussten etwa 57.000 Menschen, die am Sambesi lebten, umgesiedelt werden.

Operation „Noah“

Von 1960 bis 1961 wurden in der Operation „Noah“ etwa 6000 große Tiere und unzählige kleine eingefangen und ebenfalls umgesiedelt, weil sie vom steigenden Wasser bedroht wurden. In Kariba will ich die Kariba-Fähre nach Süden über den See nehmen. Sie fährt fast eine Tag und erreicht Mlibizi, am südlichen Ende des Sees am morgen. Von hier aus sind es dann noch 230 Kilometer bis Victoria Falls, meinem nächsten Zwischenziel. Tickets für mich und das Fahrrad sind schnell besorgt, so daß ich nach einer Woche „im Busch“ auf der Terasse des „Lake View Inn“ den Sonnenuntergang mit einem Sundowner genieße.

Mutirikwe Dam

Die Fährfahrt ist paradisisch. Zuerst geht es über den breiten Teil des Sees, dann nähern wir uns wieder dem Ufer, an dem es weiter entlang geht. Die Stimmung an Bord ist wie immer afrikanisch bunt und ausgelassen und ich werde als der „Muzungu mit dem Fahrrad“ gerne zu Gesprächen und Bier eingeladen. Perfekt. Am nächsten Morgen, dem 31.12.1995, legen wir pünktlich an der Pier von Mlibizi an das hält, was es verspricht: Nichts. Nun heißt es erst einmal Piste bergauf und bis auf den Verbindungsweg gestrampelt.

Thoma, Edith und Tatu

Downtown kaufe ich noch etwas Wasser und will mich gerade auf den Buschtrack vorberieten , als ich auf Thomas, einem deutschen Entwicklungshelfer treffe, der mit seiner Frau Edith und der kleinen Tatu gerade auf dem Weg nach Victoria Falls ist. „Ob ich nicht Lust hätte, mit ihnen zu fahren?“ Klar, ich hatte am Sylvesterabend sowieso nicht anderes zu tun. Also begrüßen wie bei einem gemütlichen Lagerfeuer im Busch mit ein paar Bier das neue Jahr 1995. Am nächsten morgen geht es dann noch ein paar Stunden Piste Richtung Victoria Falls, die ich entspannt auf der Ladefläche verbringe. Schon lange vor Erreichen der Victoriafällen werden wir durch die aufsteigend Gischt darauf aufmerksam gemacht, welches Naturschauspiel und erwartet.

Tatu

Victoria Falls liegt am Südufer des Sambesi. Auf dem Nordufer, das zu Sambia gehört, liegt die Stadt Livingstone. Beide Orte sind durch eine Straßen- und Eisenbahnbrücke verbunden, die die 100 Meter tiefe Schlucht des Sambesi östlich der Victoriafälle und damit die Grenze zwischen Simbabwe und Sambia überspannt. Die Stadt verdankt ihre Gründung indirekt den Forschungen des schottischen Missionars David Livingstone, nach dem die Stadt auf der sambischen Seite der Victoriafälle benannt ist. Unter dem sogenannten Big Tree gegenüber von Princess Victoria Island soll er 1855 Rast gemacht haben, einem großen Baobab, von dem aus man damals den Fluss überquerte. Erst mit Cecil Rhodes’ Eisenbahnprojekt entwickelte sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Siedlung Victoria Falls.

Sambesibrücke

Ich trennen mich von Thomas, Edith und Tatu und schlage mein Lager etwas oberhalb der Fälle auf einem Campingplatz auf. Von hier kann ich einen Buschweg bis direkt an die Fälle nehmen und bin etwas aus dem Trubel heraus, der hier nun schon deutlich zu spüren ist. Die Victoriafälle wurden von der UNESCO 1989 zum Weltnaturerbeerklärt und sind einfach nur beeindruckend. Der erste Europäer, der die Victoriafälle entdeckte, war David Livingstone, schottischer Missionar und Afrikareisender. Er hörte bereits 1851 von ihnen und entdeckte sie vier Jahre später, am 16. November 1855. Er benannte sie zu Ehren der Königin Victoria Victoria Falls. Die einheimischen Kololo nennen den Wasserfall Mosi-oa-Tunya (zu deutsch: donnernder Rauch).

Victoriafälle

Der Name stammt vom Sprühnebel, der bis zu 300 m aufsteigt und noch in 30 km Entfernung zu sehen ist. Er entsteht, weil sich die Wassermassen des Sambesi auf einer Breite von 1708 m über eine 110 m steil abfallende Felswand ergießen. Damit sind die Victoriafälle der breiteste am Stück herabstürzende Wasserfall der Erde. Nach den Ideen des Missionars und Forschungsreisenden David Livingstone sollte der Sambesi „Gottes Weg“ für die Christianisierung des inneren südlichen Afrika werden. Die Victoriafälle erwiesen sich jedoch als unüberwindbares Hindernis, da sie den dort gemächlich verlaufenden oberen Sambesi von seinem Unterlauf trennen. Gewaltige Wassermassen stürzen sich an dieser Stelle des Flusslaufs unaufhörlich in die Tiefe.

Rafting auf dem Sambesi

Die schmale Schlucht, in die sie sich ergießen, hat nur einen Ausgang in einen engen Canyon, der über einige Kilometer einem Zickzackkurs folgt. Natürlich habe ich mir eine der Attraktionen auf dem Sambesi, das Rafting, nicht entgehen lassen. Adrenalin pur und nur 1 Beinbruch (nicht meins)!

Warzenschweine zu Besuch

Nach zwei Tagen verlasse ich Victoria Falls und fahre noch auf einen Abstecher zum Chobe-Nationalpark nach Botswana. Nach einigen Hick-Hack über die Nutzung des Fahrrades hat man dann doch ein einsehen und läßt mich gewähren.

Chobe Nationalpark

Sind ja auch nur einige Kilometer bis Kasane. Hier campe ich in der Chobe Safari Lodge und genieße Afrika pur. Auch hier habe ich wieder Glück und treffe auf ein paar nette Leute, die mich quer durch den Park zurück nach Simbabwe mitnehmen. Eine Strecke, die mit dem Fahrrad nicht funktioniert hätte. Diese ganze Gegend soll später mal zur Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area werden. Das wird aber wohl noch ein paar Jahre in Anspruch nehmen.

Gnu-Kadaver

Im „Hwange-Nationalpark“ springe ich vom Auto und erkunde für einen Tag die Gegend. Der Park ist mit 14.651 km² der größte Nationalpark in Simbabwe. Er liegt im Westen des Landes in den Ausläufern der Kalahari an der Grenze zu Botswana 200 km nordwestlich der Stadt Bulawayo. Der Park, in dem eine dichte Tierpopulation lebt, gehört zu den bedeutendsten Naturschutzgebieten des Landes. Das Gebiet soll schon im 19. Jahrhundert als herrschaftliches Jagdgebiet für den König Mzilikazi gedient haben. Bereits im Jahr 1928 wurde das Gebiet als Wildtierreservat von der britischen Kolonialverwaltung unter Naturschutz gestellt. 1930 erhielt er den Status eines Nationalparks. Benannt ist der Nationalpark nach einem lokalen Stammesführer.

Auf der Jagd..
Nachtplatz

Ich zelte im Main Camp des Parkes und finde ein paar Leute, die mich am nächsten Tag mit auf einen „Game Drive“ nehmen. Hier im Park, wie in fast allen Nationalparks Afrikas darf man sich nur im Auto bewegen. Mir ist das ganz Recht, da die Paarungsrufe und Jagdgeräusche der Löwen in der Nacht genug Warnung sind. Mit lediglich einigen Millimetern Zeltstoff zwischen Innen und Aussen ist das schon spannend genug. Der frische Kadaver eines Gnus nicht weit vom Camp entfernt, bestätigen diese Entscheidung. Die Ranger bieten aber auch eine „Game Walk“ an, ein völlig anders Erlebnis als im Auto … und natürlich auch als auf dem Fahrrad. Nach einigen Touren geht es auf die Strasse zurück. In Hwange treffe ich auf die Hauptverkehrsstrasse von Victoria Falls.

Der Chef ….

Nicht ohne von einem wütenden Elefantenbullen nochmals darauf aufmerksam gemacht zu werden, wie unbedeutend ein Muzungu auf dem Fahrrad in dieser – seiner – Welt ist. Adrenalin gab’s gratis dazu. Man wächst mit den Herausforderungen ….

Nach Bulawayo, meinem nächsten Ziel, sind es noch 350 Kilometer durch den Busch des Nordmatabelelandes, die es in sich haben. Das Asphaltband glüht, Tsetsefliegen ergreifen jede Möglichkeit, sich zu befriedigen und die logistische Infrastruktur ist gleich Null. Gezeltet wird im Busch neben der Strasse und das Wasser teile ich mir so gut wie möglich ein. Im Rückblick war dies die Strecken, bei der ich entschieden habe, zukünftig auf das Verkehrsmittel Fahrrad für Touren in Afrika zu verzichten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Rathaus Bulawayo

Nach 2 1/2 Tagen komme ich ziemlich ausgedörrt in „Bulawayo“ an und gerate erst einmal in einen kräftigen Regenschauer, nahe an einer Sintflut. Etwas zu spät, aber zumindest eine willkommene Erfrischung. Afrika ist halt immer für eine Überraschung gut. Bulawayo wurde 1893 von Cecil Rhodes nach dem britischen Sieg über den König der Matabele Lobengula an der Stelle des in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenen Kraals Gubulawayo neu gegründet und 1894 an ihren heutigen, etwas südlich gelegenen, Platz verlegt. Bereits drei Jahre später wurde sie an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Seit 1943 ist der Ort eine Stadt.

Bulawayo im Regen

Der Name Bulawayo stammt aus der Ndebele-Sprache und heißt Ort des Schlachtens. Die Stadt liegt am Fluss Matsheumhlope auf etwa 1340 m über dem Meeresspiegel. Für das Stadtbild charakteristisch sind die breiten, von Bäumen flankierten Straßen und die vielen noch erhaltenen viktorianischen Häuser. Eine sehenswerte Stadt, die neben diesem natürlich auch als Versorgungszentrum gilt und alle Annehmlichkeiten bietet. Der städtische Zeltplatz ist gepflegt und wunderbar, was will ich mehr. In der Nähe von Bulawayo liegen die Ruinen von Khami, ein UNESCO-Weltkulturerbe, das ich besichtige.

World’s View

Danach geht es in den 35 km südlich gelegenen Matobo National Park. Hier liegt unter anderem das Grab von Cecil Rhodes, am sogenannten World’s View. Die Matobo Hills gehören ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Matopo-Gebirge beheimatet eine der umfangreichsten Ansammlungen von Steinzeitkunst und Höhlenmalereien im südlichen Afrika. Die Gegend gilt als das Zentrum des Glaubens der Shona an den Gott Mwari, der dort aus den Felsen spricht. Noch gibt es in den Bergen Orte mit besonderer kultischer Bedeutung, etwa Njelei und Dulu. In dem Gebirgszug liegt das Grab des Gründers des Matabele-Königreichs, Mzilikazi.

Matabo Gebirge

Die Hügel waren der Ort, an dem 1896 das Treffen zwischen Cecil Rhodes und den Führern der Ndebele stattfand. Rhodes nannte diesen Ort wegen seiner atemberaubenden Aussicht ‚View Of The World‘. Etliche frühe Siedler liegen auf dem Hügel Malindidzimu neben Cecil Rhodes begraben. Da es hier keine großen Katzen gibt, kann ich mich im Park mit dem Fahrrad frei bewegen, was sich bei den extrem sandigen Wegen einfacher anhört, als es wirklich ist. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Inzwischen haben wie den 16. Januar 1995 und bis zu meinem Rückflug bleiben mir noch knapp 2 Wochen. Das Bummel ist mir also nicht gegeben und ich mache mich von diesem schon fast mystischen Ort wieder auf den Weg nach Westen. Es läßt sich ganz gut radeln, auch wenn es das Matabeleland South größtenteils semiarides Gebiet mit seltenen Niederschlägen ist.

Rhodes‘ Grab

Ich durchquere die Midlands-Provinz und komme über Zvishavane nach Masvingo in die Masvingo Provinz.

Die Stadt Masvingo wurde 1890 gegründet und ist damit die älteste koloniale Stadt in Simbabwe. Das alte Fort aus dem Jahr 1891, das die Straße nach Süden überwachen sollte, steht noch als Monument in der Stadtmitte. Sie ist auch die Geburtsstadt des Staatspräsidenten Robert Mugabe, einer tragischen Figur der Zeitgeschichte. Für mich interesant sind aber die Ruinen des etwa 40 Kilometer entfernten Groß-Simbabwe.

Übersicht Great Zimbabwe

Der Name Simbabwe bedeutet je nach Dialekt ‚Große Steinhäuser‘ oder ‚geehrte Häuser‘. Die Ansiedlung auf dem gleichnamigen Plateau war die Hauptstadt des untergegangenen Munhumutapa-Reiches (auch Monomotapa-Reich), das außer dem heutigen Simbabwe auch Teile von Mosambik umfasste. Groß-Simbabwe hatte in seiner Blütephase vom 11. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bis zu 18 000 Einwohner, wurde von den Monarchen Simbabwes als königlicher Palast benutzt und war das politische Machtzentrum.

Mauergang

Der Reichtum der Metropole beruhte auf Rinderzucht, Goldgewinnung und Fernhandel. Zeugnisse des spirituellen Zentrums sind die Simbabwe-Vögel aus Seifenstein. Die Anlage ist der größte vorkoloniale Steinbau im Afrika südlich der Saharaund einer der ältesten. Die Stadt war bereits verlassen und dem Verfall preisgegeben, als erstmals Europäer im 16. Jahrhundert auf sie aufmerksam wurden. Irrtümlicherweise wurde sie lange Zeit als Heimat der Königin von Saba gedeutet.

Sonnenaufgang Great Zimbabwe

Die Ergebnisse der archäologischen Forschung widerlegen diese These jedoch; als Entstehungszeit der Anlage wird die späte Eisenzeit angenommen, was in dieser Region dem 11. Jahrhundert entspricht. Groß-Simbabwe steht seit 1986 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Ich übernachte auf dem direkt an der Anlage befindlichen Zeltplatz und habe die Ruinen somit fast für mich allein. Am nächsten morgen geht’s weiter. Ich umrunde den Mutirikwi Stausee der als „kleiner Karibasee“ gilt, entlang des „Scenic Drive“. Eine Staumauer hat diesen See 1960 als Rückhaltebecken für die Bewässerung landwirtschaftlicher Plantagen wie Zitrusfrüchte, Ananas und Baumwolle geschaffen. Heute hat er eine Wasserfläche von 90 km² und sich zum drittgrößten See des Landes aufgestaut. Die nachfolgende Strecke bis Birchenough Bridge ist eher wieder eine Fleißarbeit denn ein landschaftlicher Genuß. Birchenough Bridge ist der Name einer Brücke über den Fluss Save und eines kleinen Ortes nahe bei dieser Brücke. Beide befinden sich im Süden der Provinz Manicaland.

Birchenough Bridge

Die Brücke von 329 m Länge wurde 1935 fertiggestellt. Zu ihrer Zeit war sie die drittlängste Brücke der Welt mit einem einzigen Bogen. Geplant wurde sie von Ralph Freeman, der auch die Harbour-Bridge in Sydney gebaut hat. Die Birchenough Brücke verbindet die Provinzen Manicaland und Masvingo. 1984 wurde die Brücke durch ein Weltbankprojekt auf zehn Meter verbreitert und verstärkt. Die Brücke gilt als ein Beispiel herausragender Architektur weltweit. Ich zelte im Vorgarten des Birchenough Bridge Hotels und habe die Brücke direkt vor der Nase. Ich bin nun auch meinem letzten Ziel in Simbawe schon recht nahe, Chimanimani oder genauer gesagt dem Chimanimani-Nationalpark (weiterer Link) im östlichen Hochland von Simbabwe.

Riesenlobelie

Diesen Gebirgspark will ich zu Fuß erwandern und dabei auf den höchsten Punkt im Chimanimanigebirge, den Monte Binga mit 2.436 Metern direkt hinter der Grenze in Mosambik, besetigen. Übernachtungsmöglichkeiten bestehen im Nationalpark nicht, außer einer sehr einfachen Schutzhütte im Norden des Nationalparks aber ich habe ja mein Zelt dabei. Im ganzen Gebiet gibt es zudem einfache kleine Höhlen, in denen es sich gut übernachten lässt. In früheren Zeiten war der im Nationalpark gelegene Skeleton Pass ein Weg, der von Sklavenhändlern benutzt wurde. Die Chimanimani Mountains bilden eine massive Barriere aus alten und zerklüfteten Berggipfeln und tiefen Schluchten entlang der Grenze zwischen Zimbabwe und Mosambique. Sie bestehen hauptsächlich aus Sandstein aber es heben sich auch immer wieder riesige vulkanische Gipfel hervor.

Mountain Hut

Diese Gipfel erstrecken sich hin bis zu einer Länge von 20 km und das Hauptplateau erreicht eine Höhe von 2440 m und fällt hinunter bis auf 320 m in tiefe Schluchten und Flusstäler. Der häufige Niederschlag zusammen mit den niedrigen Temperaturen verursacht ein typisches tropisches Bergklima. Ich erkunde mutterseelen allein 2 Tage bei wechselhaftem Wetter die Landschaft, besteige den Monte Binga (ohne Visum für Mosambik, in dem ein blutiger Bürgerkrieg herrscht) und kehre zu meinen Fahrrad zurück, dass ich in Obhut der Polizei in Chimanimani gelassen habe. Ich bleibe in der Provinz Manicaland und erreiche nach einer Tagesfahrt Mutare (Webpräsenz) im östlichen Hochland von Simbabwe. Das Wort mutare kommt von ‚utare‘, Gold. Diesen Namen erhielt der Fluss vermutlich, als im Penhalonga-Tal Gold gefunden wurde, in dem der Mutare fließt.

Aufstieg Chimanimani

Ich nutze die Stadt, um meine Vorräte aufzufüllen und dann zügig weiter Richtung Nyanga-Nationalpark, ungefähr 105 Kilometer nördlich von Mutare in der Proinz Ostmaschonaland zu radeln. Seine Attraktion ist das 33.000 ha große Berggelände mit dem 2.600 m-Gipfel des Inyangani, dem höchsten Berg Simbabwes, den Wasserfällen des Pungwe-Flusses und den 761 m hohen Mtarazi-Fällen (Mutarazi Falls), den offiziell sechsthöchsten der Erde und zweithöchsten in Afrika. Das Gelände ist eher alpin als tropisch. Diese Berge trennen der gemeinsam mit denen von Chimanimani und denen von Bvumba das Hochland von Simbabwe von der mosambikanischen Tiefebene. Ich befinde mich jetzt mitten in den Eastern Highlands, der Wasserscheide Richtung Indischer Ozean und direkt an der Grenze zu Mosambik. Das Wetter spielt auch mit, so dass ich bei Sonnenschein und blauem Himmel den Mount Nyangani ersteige und mich ins Gipfelbuch eintrage (ja, das gibt es dort).

Mount Nyangani

Damit habe ich das letzte Ziel meiner Reise erreicht. Nach Harare sind es noch ungefähr 200 Kilometer, die ab Rusape fast ausschließlich Asphalt sind. Ich erreiche Harare nach 2 weiteren Tagen und übernachte auf dem städtischen Campingplatz. So hat sich der Kreis geschlossen. Mein Fahrrad ist jetzt knapp 2000 Kilometer älter und hat bis auf ein paar Platten keine Ermüdungserscheinungen gezeigt – und dass trotz Gelände und ordentlich Gepäck. Respekt. Und für den aufmerksamen Leser zum Schluss: Jerimias übergibt mir stolz die Fahrradkiste, auf die er nun fast 5 Wochen aufgepasst hat. Vielen Dank! Er reiht sich damit ein in eine Vielzahl toller und freundlicher Menschen in diesem Land, die mich immer haben spüren lassen, dass ich ein willkommener Gast bin.

Marokko 2011

Zu allererst einmal die Idee: Nachdem wir letztes Jahr mit dem Lion die große Ostseeumrundung gemacht hatten – und bereits im September in Nordfinnland und Norwegen die Abende nur noch mit Heizung verbringen konnten, war 2011 eine Tour in den Süden fällig. Natürlich der Süden, der für einen Geländewagen auch standesgemäß ist. Schnell fiel unsere Wahl auf Marokko.