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Simbabwe 1994

Unterwegs..

Nicht schon wieder! Kannst du nicht mal etwas Normales machen? So oder fast so hat meine Mutter glaube ich die Entscheidung quittiert, ich wolle mit dem Mountainbike einmal Simbabwe umrunden.
Aber wie war ich dazu gekommen? Nach meinem Versuch, den Victoriasee im Jahr 1993 mit dem Fahrrad zu umrunden (Bericht folgt) und dem Totalausfall des Fahrrads bereits nach 1000 Kilometern, musste die Schmach ausgebügelt werden. Diesmal also etwas mehr Investition in das Fahrrad – dass ich bereits aus Deutschland mitnehme – und eine mehr oder weniger überschaubare Strecke.

Fahrtenbuch auf Karte

Da Simbabwe auf der Urlaubsagenda der meisten nicht sehr weit oben steht aber ich von vielen schon tolle Geschichten gehört habe, eine ideale Wahl. Mit meinen Mongoose Mountainbike und vernünftigen Anbauteilen habe ich diesmal auf Nummer sicher gesetzt. Der Rest der Ausrüstung hat sich in den Jahren zuvor bereits bewährt. Damit steht dem Abenteuer nichts mehr im Wege.

Harare Unabhängigkeitsdenkmal

Einige Kilometer Testfahrt in den Oberstdorfer Alpen zeigen, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Zusätzlich bekomme ich die Verpackungskiste für das Fahrrad auch noch mit. Nachdem die üblichen Zickereien bei British Airways bei Einchecken überwunden sind, lande ich nach 10 Stunden auf dem Flughafen Harare International, deren einzige Start- und Landebahn mit einer Länge von 4725 Metern übrigens eine der längsten Afrikas ist. Die Einreise geht zügig und ohne Beanstandung und

so nehme ich mein Fahrrad als Sperrgepäck in Empfang und beginne in der Haupthalle mit dem Zusammenbau. Sogleich habe ich einen freundlichen Herren der Reinigungsbrigade an meiner Seite, der mir seine Hilfe anbietet. Er erzählt mir von seiner Famile, vom Land und begrüßt mich als Gast. Am Ende unseres Gespräches bitte ich ihn, meine Fahrrad-verpackungskiste für mich die nächsten 5 Wochen zu verwahren, da ich sie für den Rückflug gut gebrauchen könnte. Jeremias nickt und sagt mir mit einem „No Problem, Sir“ seine Unterstützung zu. Er wäre jeden Tag da, ich solle einfach nach ihm fragen…..so entschwindet die Kiste im Nirwana.

Anglikanische Kirche

Ausrüstung befestigt, Pedalen überprüft und noch einmal tief durchgeatmet – und raus geht’s ins wahre Leben. Die Menschenmasse, die mir beim Öffnen der Schiebetür entgegenblickt wabt zwischen mildem Lächeln und fassungslosem Staunen. Zumindest halten sich die Taxiangebote in Grenzen…. Nach diesem kurzem Spießrutenlauf bin ich endlich auf der Landstraße 1 und radle Harare der größten Stadt und Hauptstadt Simbabwes, entgegen. Harare liegt in der tropischen Klimazone, ist also heiß und semiarid. Jetzt im Dezember ist es mit 25 Grad immer noch angenehm zu fahren. Nach den ersten Kilometern entspanne ich mich zusehens und freue mich auf meine Tour. Nach einer Stunde erreiche ich die Innenstadt und entscheide mich, in einem zentralen Guesthouse unterzukommen, um erst einmal die Stadt zu erkunden.

Harare Parlament

Harare liegt im nordöstlichen Drittel Simbabwes und hat mit einer Höhe von 1490 Meter über dem Meeresspiegel eine sehr angenehmes Klima. Sie wurde 1890 als Fort Salisbury von Cecil Rhodes auf dem Gebiet des Shona-Häuptlings Harare gegründet. An dieser Stelle befindet sich heute der African Union Square. Rhodes nannte die Stadt nach dem britischen Premierminister Lord Salisbury. 1923 bekam das Fort mit dem Sitz der Kolonialregierung auch die Stadtrechte. Zwischen 1953 und 1963 war Salisbury Hauptstadt der Föderation von Rhodesien und Njassaland. Nach der

Richtung Westen

Unabhängigkeit Simbabwes 1980 wurde der Name nach dem Häuptling des Volks, welches hier ursprünglich lebte, in Harare geändert (18. April 1982). Die Umbenennung der Hauptstadt sowie anderer Orte stellte auch eine Distanzierung zur kolonialen Vergangenheit dar. Die Innenstadt ist sehr kompakt, so dass ich alle Sehenswürdigkeiten und Geschäfte auch zu Fuß erreichen kann. Zudem gibt es auch – wie bei fast allen afrikanischen Städten – bis auf ein paar Kolonialbauten und dem Stadtpark, nicht viel zu sehen. Ich genieße also meine ersten Tag und lasse ihn bei einem Zambezi – Bier ausklingen.

Chinhoyi Höhle

Am nächsten Morgen geht es dann endlich los. Ich verlasse die Stadt Richtung Südwesten bis Chegutu, um später nach Norden bis Chinhoyi und dann nach Westen einzuschlagen. Als erstes Zwischenziel habe ich mir die Stadt Kariba am gleichnamigen See vorgenommen. Dies sind ungefähr 400 Kilometer.
In Chinhoyi, der Provinzhauptstadt von West-Maschonaland , lege ich nach 2 Tagen eine längere Rast ein. Die Stadt ist benannt nach einem Häuptling der Shona, hat 56.794 Einwohner (Volkszählung 2002) und liegt am westlichen Rand des intensiv genutzten Farmlandes zu Harare hin. Chinhoyi liegt 1.200 m hoch, an der Eisenbahnstrecke Harare-Lions Den. Ich besichtige die Chinhoyi Caves, Tropfsteinhöhlen mit einem 50 m tiefer liegenden See – dem Sleeping Pool – der je nach Niederschlag 80 bis 90 m tief sein kann. Um das Jahr 1830 soll der nomadisierende Angoni-Stamm hier die ursprünglichen Bewohner überrascht und in den See gestürzt haben, der danach den Shona-Namen Chirorodziva erhielt: See der Gefallenen…

Der See hat eine konstante Temperatur von 22 Grad, so dass Geologen davon ausgehen, dass dieser See nur ein winziger Teil eines unterirdischen Wasserreservoirs ist. Diese Höhlen dienten den Bewohnern der Gegend lange als riesige Vorratsspeicher. Erste Funde von Tongefässen datieren die Experten bereits auf 650 nach Christus. 1957 wurden die Höhlen zum National Monument erklärt und sind heute ein Erholungspark.

Es geht es durch eine aride aber fruchtbare Gegend, in der Weizen, Mais, Tabak und Soja angebaut werden. Die Strasse läßt sich gut fahren und obwohl ich auf der Hauptstrecke Harare – Kariba bin, ist das Verkehrsaufkommen überschaubar. Nervig nur die ständigen Platten, da die Bankette gesäumt sind von aus dem Fenster geworfenen Flaschen, die leider nicht alle heil bleibe. Da hilft nur ruhig bleiben und Reifen flicken.

Warnung!

Nach einem weiteren Tag entlang der Strasse erreiche ich endlich den Abzweig von der A1, die geradeaus weiter nach Sambia führt. Ich biege Richtung Kariba ab und fahre mitten durch das 1.700 km² großes Charara Safarigebiet. Hügeliges Land, Busch und Grassteppe wechseln sich ab. Hier gibt es Elefanten, Löwen, Leopard, Büffel, Flusspferde, Krokodile, verschiedenste Antilopen, Giraffen, Klippspringer, Schweine und Hyänen aber auch verschiedene Kleinkatzen und Niederwild. Die Gegend ist für ihren Artenreichtum bekannt. Nicht gerade beruhigend sind die Warnschilder, das sichere Auto nicht zu verlassen… Glücklicher Weise geht es stetig bergab, so daß zumindest die relative Geschwindigkeit für etwas Beruhigung sorgt.

Staumauer

Bevor ich den Ort erreiche, der zusammen mit der Talsperre ab 1955 gebaut wurde, erhasche ich einige phantastische Blicke auf den Kariba-See und die an seinem nordwestlichen Ende gelegene Kariba-Talsperre. Sie liegt in der Kariba-Schlucht des Sambesi entlang der Grenze von Simbabwe und Sambia. Die Talsperre hat eine doppelt gekrümmte Bogenstaumauer aus Betonund wurde zwischen 1955 und 1959 gebaut.

Lake Kariba

Der Karibastausee ist – gemäß der Liste der größten Stauseen der Erde – der volumenmäßig zweit- und flächenmäßig fünftgrößte der Erde. Er ist 280 km lang, seine durchschnittliche Breite ist 18 km, er ist bis zu 32 m tief. Im See werden jährlich zwischen 20.000 und 30.000 t Tanganjikasee-Sardinen gefischt. Ferner werden hier einige Krokodilfarmen betrieben. Bei der Befüllung des Stausees hieß dieser zunächst, nach der amtierenden britischen Königin, Elizabeth II.-Seeund wurde erst später in „Karibasee“ umbenannt. Als der Karibastausee gefüllt wurde, mussten etwa 57.000 Menschen, die am Sambesi lebten, umgesiedelt werden.

Operation „Noah“

Von 1960 bis 1961 wurden in der Operation „Noah“ etwa 6000 große Tiere und unzählige kleine eingefangen und ebenfalls umgesiedelt, weil sie vom steigenden Wasser bedroht wurden. In Kariba will ich die Kariba-Fähre nach Süden über den See nehmen. Sie fährt fast eine Tag und erreicht Mlibizi, am südlichen Ende des Sees am morgen. Von hier aus sind es dann noch 230 Kilometer bis Victoria Falls, meinem nächsten Zwischenziel. Tickets für mich und das Fahrrad sind schnell besorgt, so daß ich nach einer Woche „im Busch“ auf der Terasse des „Lake View Inn“ den Sonnenuntergang mit einem Sundowner genieße.

Mutirikwe Dam

Die Fährfahrt ist paradisisch. Zuerst geht es über den breiten Teil des Sees, dann nähern wir uns wieder dem Ufer, an dem es weiter entlang geht. Die Stimmung an Bord ist wie immer afrikanisch bunt und ausgelassen und ich werde als der „Muzungu mit dem Fahrrad“ gerne zu Gesprächen und Bier eingeladen. Perfekt. Am nächsten Morgen, dem 31.12.1995, legen wir pünktlich an der Pier von Mlibizi an das hält, was es verspricht: Nichts. Nun heißt es erst einmal Piste bergauf und bis auf den Verbindungsweg gestrampelt.

Thoma, Edith und Tatu

Downtown kaufe ich noch etwas Wasser und will mich gerade auf den Buschtrack vorberieten , als ich auf Thomas, einem deutschen Entwicklungshelfer treffe, der mit seiner Frau Edith und der kleinen Tatu gerade auf dem Weg nach Victoria Falls ist. „Ob ich nicht Lust hätte, mit ihnen zu fahren?“ Klar, ich hatte am Sylvesterabend sowieso nicht anderes zu tun. Also begrüßen wie bei einem gemütlichen Lagerfeuer im Busch mit ein paar Bier das neue Jahr 1995. Am nächsten morgen geht es dann noch ein paar Stunden Piste Richtung Victoria Falls, die ich entspannt auf der Ladefläche verbringe. Schon lange vor Erreichen der Victoriafällen werden wir durch die aufsteigend Gischt darauf aufmerksam gemacht, welches Naturschauspiel und erwartet.

Tatu

Victoria Falls liegt am Südufer des Sambesi. Auf dem Nordufer, das zu Sambia gehört, liegt die Stadt Livingstone. Beide Orte sind durch eine Straßen- und Eisenbahnbrücke verbunden, die die 100 Meter tiefe Schlucht des Sambesi östlich der Victoriafälle und damit die Grenze zwischen Simbabwe und Sambia überspannt. Die Stadt verdankt ihre Gründung indirekt den Forschungen des schottischen Missionars David Livingstone, nach dem die Stadt auf der sambischen Seite der Victoriafälle benannt ist. Unter dem sogenannten Big Tree gegenüber von Princess Victoria Island soll er 1855 Rast gemacht haben, einem großen Baobab, von dem aus man damals den Fluss überquerte. Erst mit Cecil Rhodes’ Eisenbahnprojekt entwickelte sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Siedlung Victoria Falls.

Sambesibrücke

Ich trennen mich von Thomas, Edith und Tatu und schlage mein Lager etwas oberhalb der Fälle auf einem Campingplatz auf. Von hier kann ich einen Buschweg bis direkt an die Fälle nehmen und bin etwas aus dem Trubel heraus, der hier nun schon deutlich zu spüren ist. Die Victoriafälle wurden von der UNESCO 1989 zum Weltnaturerbeerklärt und sind einfach nur beeindruckend. Der erste Europäer, der die Victoriafälle entdeckte, war David Livingstone, schottischer Missionar und Afrikareisender. Er hörte bereits 1851 von ihnen und entdeckte sie vier Jahre später, am 16. November 1855. Er benannte sie zu Ehren der Königin Victoria Victoria Falls. Die einheimischen Kololo nennen den Wasserfall Mosi-oa-Tunya (zu deutsch: donnernder Rauch).

Victoriafälle

Der Name stammt vom Sprühnebel, der bis zu 300 m aufsteigt und noch in 30 km Entfernung zu sehen ist. Er entsteht, weil sich die Wassermassen des Sambesi auf einer Breite von 1708 m über eine 110 m steil abfallende Felswand ergießen. Damit sind die Victoriafälle der breiteste am Stück herabstürzende Wasserfall der Erde. Nach den Ideen des Missionars und Forschungsreisenden David Livingstone sollte der Sambesi „Gottes Weg“ für die Christianisierung des inneren südlichen Afrika werden. Die Victoriafälle erwiesen sich jedoch als unüberwindbares Hindernis, da sie den dort gemächlich verlaufenden oberen Sambesi von seinem Unterlauf trennen. Gewaltige Wassermassen stürzen sich an dieser Stelle des Flusslaufs unaufhörlich in die Tiefe.

Rafting auf dem Sambesi

Die schmale Schlucht, in die sie sich ergießen, hat nur einen Ausgang in einen engen Canyon, der über einige Kilometer einem Zickzackkurs folgt. Natürlich habe ich mir eine der Attraktionen auf dem Sambesi, das Rafting, nicht entgehen lassen. Adrenalin pur und nur 1 Beinbruch (nicht meins)!

Warzenschweine zu Besuch

Nach zwei Tagen verlasse ich Victoria Falls und fahre noch auf einen Abstecher zum Chobe-Nationalpark nach Botswana. Nach einigen Hick-Hack über die Nutzung des Fahrrades hat man dann doch ein einsehen und läßt mich gewähren.

Chobe Nationalpark

Sind ja auch nur einige Kilometer bis Kasane. Hier campe ich in der Chobe Safari Lodge und genieße Afrika pur. Auch hier habe ich wieder Glück und treffe auf ein paar nette Leute, die mich quer durch den Park zurück nach Simbabwe mitnehmen. Eine Strecke, die mit dem Fahrrad nicht funktioniert hätte. Diese ganze Gegend soll später mal zur Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area werden. Das wird aber wohl noch ein paar Jahre in Anspruch nehmen.

Gnu-Kadaver

Im „Hwange-Nationalpark“ springe ich vom Auto und erkunde für einen Tag die Gegend. Der Park ist mit 14.651 km² der größte Nationalpark in Simbabwe. Er liegt im Westen des Landes in den Ausläufern der Kalahari an der Grenze zu Botswana 200 km nordwestlich der Stadt Bulawayo. Der Park, in dem eine dichte Tierpopulation lebt, gehört zu den bedeutendsten Naturschutzgebieten des Landes. Das Gebiet soll schon im 19. Jahrhundert als herrschaftliches Jagdgebiet für den König Mzilikazi gedient haben. Bereits im Jahr 1928 wurde das Gebiet als Wildtierreservat von der britischen Kolonialverwaltung unter Naturschutz gestellt. 1930 erhielt er den Status eines Nationalparks. Benannt ist der Nationalpark nach einem lokalen Stammesführer.

Auf der Jagd..
Nachtplatz

Ich zelte im Main Camp des Parkes und finde ein paar Leute, die mich am nächsten Tag mit auf einen „Game Drive“ nehmen. Hier im Park, wie in fast allen Nationalparks Afrikas darf man sich nur im Auto bewegen. Mir ist das ganz Recht, da die Paarungsrufe und Jagdgeräusche der Löwen in der Nacht genug Warnung sind. Mit lediglich einigen Millimetern Zeltstoff zwischen Innen und Aussen ist das schon spannend genug. Der frische Kadaver eines Gnus nicht weit vom Camp entfernt, bestätigen diese Entscheidung. Die Ranger bieten aber auch eine „Game Walk“ an, ein völlig anders Erlebnis als im Auto … und natürlich auch als auf dem Fahrrad. Nach einigen Touren geht es auf die Strasse zurück. In Hwange treffe ich auf die Hauptverkehrsstrasse von Victoria Falls.

Der Chef ….

Nicht ohne von einem wütenden Elefantenbullen nochmals darauf aufmerksam gemacht zu werden, wie unbedeutend ein Muzungu auf dem Fahrrad in dieser – seiner – Welt ist. Adrenalin gab’s gratis dazu. Man wächst mit den Herausforderungen ….

Nach Bulawayo, meinem nächsten Ziel, sind es noch 350 Kilometer durch den Busch des Nordmatabelelandes, die es in sich haben. Das Asphaltband glüht, Tsetsefliegen ergreifen jede Möglichkeit, sich zu befriedigen und die logistische Infrastruktur ist gleich Null. Gezeltet wird im Busch neben der Strasse und das Wasser teile ich mir so gut wie möglich ein. Im Rückblick war dies die Strecken, bei der ich entschieden habe, zukünftig auf das Verkehrsmittel Fahrrad für Touren in Afrika zu verzichten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Rathaus Bulawayo

Nach 2 1/2 Tagen komme ich ziemlich ausgedörrt in „Bulawayo“ an und gerate erst einmal in einen kräftigen Regenschauer, nahe an einer Sintflut. Etwas zu spät, aber zumindest eine willkommene Erfrischung. Afrika ist halt immer für eine Überraschung gut. Bulawayo wurde 1893 von Cecil Rhodes nach dem britischen Sieg über den König der Matabele Lobengula an der Stelle des in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenen Kraals Gubulawayo neu gegründet und 1894 an ihren heutigen, etwas südlich gelegenen, Platz verlegt. Bereits drei Jahre später wurde sie an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Seit 1943 ist der Ort eine Stadt.

Bulawayo im Regen

Der Name Bulawayo stammt aus der Ndebele-Sprache und heißt Ort des Schlachtens. Die Stadt liegt am Fluss Matsheumhlope auf etwa 1340 m über dem Meeresspiegel. Für das Stadtbild charakteristisch sind die breiten, von Bäumen flankierten Straßen und die vielen noch erhaltenen viktorianischen Häuser. Eine sehenswerte Stadt, die neben diesem natürlich auch als Versorgungszentrum gilt und alle Annehmlichkeiten bietet. Der städtische Zeltplatz ist gepflegt und wunderbar, was will ich mehr. In der Nähe von Bulawayo liegen die Ruinen von Khami, ein UNESCO-Weltkulturerbe, das ich besichtige.

World’s View

Danach geht es in den 35 km südlich gelegenen Matobo National Park. Hier liegt unter anderem das Grab von Cecil Rhodes, am sogenannten World’s View. Die Matobo Hills gehören ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Matopo-Gebirge beheimatet eine der umfangreichsten Ansammlungen von Steinzeitkunst und Höhlenmalereien im südlichen Afrika. Die Gegend gilt als das Zentrum des Glaubens der Shona an den Gott Mwari, der dort aus den Felsen spricht. Noch gibt es in den Bergen Orte mit besonderer kultischer Bedeutung, etwa Njelei und Dulu. In dem Gebirgszug liegt das Grab des Gründers des Matabele-Königreichs, Mzilikazi.

Matabo Gebirge

Die Hügel waren der Ort, an dem 1896 das Treffen zwischen Cecil Rhodes und den Führern der Ndebele stattfand. Rhodes nannte diesen Ort wegen seiner atemberaubenden Aussicht ‚View Of The World‘. Etliche frühe Siedler liegen auf dem Hügel Malindidzimu neben Cecil Rhodes begraben. Da es hier keine großen Katzen gibt, kann ich mich im Park mit dem Fahrrad frei bewegen, was sich bei den extrem sandigen Wegen einfacher anhört, als es wirklich ist. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Inzwischen haben wie den 16. Januar 1995 und bis zu meinem Rückflug bleiben mir noch knapp 2 Wochen. Das Bummel ist mir also nicht gegeben und ich mache mich von diesem schon fast mystischen Ort wieder auf den Weg nach Westen. Es läßt sich ganz gut radeln, auch wenn es das Matabeleland South größtenteils semiarides Gebiet mit seltenen Niederschlägen ist.

Rhodes‘ Grab

Ich durchquere die Midlands-Provinz und komme über Zvishavane nach Masvingo in die Masvingo Provinz.

Die Stadt Masvingo wurde 1890 gegründet und ist damit die älteste koloniale Stadt in Simbabwe. Das alte Fort aus dem Jahr 1891, das die Straße nach Süden überwachen sollte, steht noch als Monument in der Stadtmitte. Sie ist auch die Geburtsstadt des Staatspräsidenten Robert Mugabe, einer tragischen Figur der Zeitgeschichte. Für mich interesant sind aber die Ruinen des etwa 40 Kilometer entfernten Groß-Simbabwe.

Übersicht Great Zimbabwe

Der Name Simbabwe bedeutet je nach Dialekt ‚Große Steinhäuser‘ oder ‚geehrte Häuser‘. Die Ansiedlung auf dem gleichnamigen Plateau war die Hauptstadt des untergegangenen Munhumutapa-Reiches (auch Monomotapa-Reich), das außer dem heutigen Simbabwe auch Teile von Mosambik umfasste. Groß-Simbabwe hatte in seiner Blütephase vom 11. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bis zu 18 000 Einwohner, wurde von den Monarchen Simbabwes als königlicher Palast benutzt und war das politische Machtzentrum.

Mauergang

Der Reichtum der Metropole beruhte auf Rinderzucht, Goldgewinnung und Fernhandel. Zeugnisse des spirituellen Zentrums sind die Simbabwe-Vögel aus Seifenstein. Die Anlage ist der größte vorkoloniale Steinbau im Afrika südlich der Saharaund einer der ältesten. Die Stadt war bereits verlassen und dem Verfall preisgegeben, als erstmals Europäer im 16. Jahrhundert auf sie aufmerksam wurden. Irrtümlicherweise wurde sie lange Zeit als Heimat der Königin von Saba gedeutet.

Sonnenaufgang Great Zimbabwe

Die Ergebnisse der archäologischen Forschung widerlegen diese These jedoch; als Entstehungszeit der Anlage wird die späte Eisenzeit angenommen, was in dieser Region dem 11. Jahrhundert entspricht. Groß-Simbabwe steht seit 1986 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Ich übernachte auf dem direkt an der Anlage befindlichen Zeltplatz und habe die Ruinen somit fast für mich allein. Am nächsten morgen geht’s weiter. Ich umrunde den Mutirikwi Stausee der als „kleiner Karibasee“ gilt, entlang des „Scenic Drive“. Eine Staumauer hat diesen See 1960 als Rückhaltebecken für die Bewässerung landwirtschaftlicher Plantagen wie Zitrusfrüchte, Ananas und Baumwolle geschaffen. Heute hat er eine Wasserfläche von 90 km² und sich zum drittgrößten See des Landes aufgestaut. Die nachfolgende Strecke bis Birchenough Bridge ist eher wieder eine Fleißarbeit denn ein landschaftlicher Genuß. Birchenough Bridge ist der Name einer Brücke über den Fluss Save und eines kleinen Ortes nahe bei dieser Brücke. Beide befinden sich im Süden der Provinz Manicaland.

Birchenough Bridge

Die Brücke von 329 m Länge wurde 1935 fertiggestellt. Zu ihrer Zeit war sie die drittlängste Brücke der Welt mit einem einzigen Bogen. Geplant wurde sie von Ralph Freeman, der auch die Harbour-Bridge in Sydney gebaut hat. Die Birchenough Brücke verbindet die Provinzen Manicaland und Masvingo. 1984 wurde die Brücke durch ein Weltbankprojekt auf zehn Meter verbreitert und verstärkt. Die Brücke gilt als ein Beispiel herausragender Architektur weltweit. Ich zelte im Vorgarten des Birchenough Bridge Hotels und habe die Brücke direkt vor der Nase. Ich bin nun auch meinem letzten Ziel in Simbawe schon recht nahe, Chimanimani oder genauer gesagt dem Chimanimani-Nationalpark (weiterer Link) im östlichen Hochland von Simbabwe.

Riesenlobelie

Diesen Gebirgspark will ich zu Fuß erwandern und dabei auf den höchsten Punkt im Chimanimanigebirge, den Monte Binga mit 2.436 Metern direkt hinter der Grenze in Mosambik, besetigen. Übernachtungsmöglichkeiten bestehen im Nationalpark nicht, außer einer sehr einfachen Schutzhütte im Norden des Nationalparks aber ich habe ja mein Zelt dabei. Im ganzen Gebiet gibt es zudem einfache kleine Höhlen, in denen es sich gut übernachten lässt. In früheren Zeiten war der im Nationalpark gelegene Skeleton Pass ein Weg, der von Sklavenhändlern benutzt wurde. Die Chimanimani Mountains bilden eine massive Barriere aus alten und zerklüfteten Berggipfeln und tiefen Schluchten entlang der Grenze zwischen Zimbabwe und Mosambique. Sie bestehen hauptsächlich aus Sandstein aber es heben sich auch immer wieder riesige vulkanische Gipfel hervor.

Mountain Hut

Diese Gipfel erstrecken sich hin bis zu einer Länge von 20 km und das Hauptplateau erreicht eine Höhe von 2440 m und fällt hinunter bis auf 320 m in tiefe Schluchten und Flusstäler. Der häufige Niederschlag zusammen mit den niedrigen Temperaturen verursacht ein typisches tropisches Bergklima. Ich erkunde mutterseelen allein 2 Tage bei wechselhaftem Wetter die Landschaft, besteige den Monte Binga (ohne Visum für Mosambik, in dem ein blutiger Bürgerkrieg herrscht) und kehre zu meinen Fahrrad zurück, dass ich in Obhut der Polizei in Chimanimani gelassen habe. Ich bleibe in der Provinz Manicaland und erreiche nach einer Tagesfahrt Mutare (Webpräsenz) im östlichen Hochland von Simbabwe. Das Wort mutare kommt von ‚utare‘, Gold. Diesen Namen erhielt der Fluss vermutlich, als im Penhalonga-Tal Gold gefunden wurde, in dem der Mutare fließt.

Aufstieg Chimanimani

Ich nutze die Stadt, um meine Vorräte aufzufüllen und dann zügig weiter Richtung Nyanga-Nationalpark, ungefähr 105 Kilometer nördlich von Mutare in der Proinz Ostmaschonaland zu radeln. Seine Attraktion ist das 33.000 ha große Berggelände mit dem 2.600 m-Gipfel des Inyangani, dem höchsten Berg Simbabwes, den Wasserfällen des Pungwe-Flusses und den 761 m hohen Mtarazi-Fällen (Mutarazi Falls), den offiziell sechsthöchsten der Erde und zweithöchsten in Afrika. Das Gelände ist eher alpin als tropisch. Diese Berge trennen der gemeinsam mit denen von Chimanimani und denen von Bvumba das Hochland von Simbabwe von der mosambikanischen Tiefebene. Ich befinde mich jetzt mitten in den Eastern Highlands, der Wasserscheide Richtung Indischer Ozean und direkt an der Grenze zu Mosambik. Das Wetter spielt auch mit, so dass ich bei Sonnenschein und blauem Himmel den Mount Nyangani ersteige und mich ins Gipfelbuch eintrage (ja, das gibt es dort).

Mount Nyangani

Damit habe ich das letzte Ziel meiner Reise erreicht. Nach Harare sind es noch ungefähr 200 Kilometer, die ab Rusape fast ausschließlich Asphalt sind. Ich erreiche Harare nach 2 weiteren Tagen und übernachte auf dem städtischen Campingplatz. So hat sich der Kreis geschlossen. Mein Fahrrad ist jetzt knapp 2000 Kilometer älter und hat bis auf ein paar Platten keine Ermüdungserscheinungen gezeigt – und dass trotz Gelände und ordentlich Gepäck. Respekt. Und für den aufmerksamen Leser zum Schluss: Jerimias übergibt mir stolz die Fahrradkiste, auf die er nun fast 5 Wochen aufgepasst hat. Vielen Dank! Er reiht sich damit ein in eine Vielzahl toller und freundlicher Menschen in diesem Land, die mich immer haben spüren lassen, dass ich ein willkommener Gast bin.