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Dschibuti 2013 / 2014

Nach 8 Monaten in Djibouti  hat sich mein Arbeitgeber entschieden, die Einsatzzeit in diesem wunderschönen Wüstenland zu verkürzen, so daß ich am 2. Mai über den Flughafen Ambouli ausgereist bin. Ich blicke auf viel Eindrücke und eine erlebnisreiche Zeit zurück, die ich im Folgenden in gewohnter Weise beschreiben möchte:

Dschibuti
Dschibuti

Dschibuti ([dʒiˈbuːti], arabisch ‏جيبوتيDschībūtī, französisch Djibouti, Somali Jabuuti, Afar Gabuuti) ist eine Republik in Ostafrika an der Meerenge Bab al-Mandab. Ihre Fläche ist etwas größer als Hessen. Sie grenzt im Norden an Eritrea, im Westen und im Süden an Äthiopien und im Südosten an Somalia bzw. das international nicht anerkannte Somaliland sowie im Osten an den Golf von Aden und das Rote Meer. Der Jemen liegt wenige Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Roten Meeres. Dschibuti wurde 1977 von Frankreich unabhängig. Die Bevölkerung besteht zu etwa 60 % aus Somali und zu 35 % aus Afar.

Salzkarawane
Salzkarawane

Die vielgestaltige Wüstenlandschaft umschließt hufeisenförmig die weit ins Land reichende Bucht von Tadjoura. Einst lag das Land unterhalb des Meeresspiegels, worauf zahlreiche Korallenriffe hinweisen. Die Küste und die ihr vorgelagerten Inseln, Korallenriffe und Unterwasservulkane gelten als Taucherparadies. Deshalb ist es mir auch endlich mit der tatkraeftigen Unterstuetzung von Joern und der Tauchschule Blue Dolphin gelungen, meinen Tauchschein zu machen. Das Land ist in starkem Maße vulkanisch geprägt; der Vulkan Ardoukoba ist erst 1978 entstanden. Landschaftlich besteht das Territorium zum Teil aus dem großen Senkungsfeld der ariden Afar-Tiefebene, die sich teilweise weit unter das Niveau des Meeresspiegels hinabsenkt. Die größte Tiefe liegt im Assalsee bei 155 m unter dem Niveau des Meeresspiegels. Wenige Kilometer östlich davon geht der See Ghoubet in den Golf von Tadjoura über.

... und als Souvenir
… und als Souvenir
Wüstenlandschaft
Wüstenlandschaft

Da das Land relativ klein ist, befindet es sich in einer einheitlichen Klimazone und kennt keine großen Klimaunterschiede. Die einzigen nennenswerten Schwankungen gibt es bezüglich der Höhenlage des jeweiligen Ausgangspunktes. Hierbei gibt es im Wesentlichen zwei Unterscheidungen: die Küstenlinie und die Depressionen, sowie die etwas höher gelegenen Regionen im Norden und Süden. An der Küste herrscht das ganze Jahr über für europäische Begriffe Hochsommer, Dschibuti-Stadt ist eine der heißesten Städte Afrikas. Im Januar bewegen sich die Temperaturen in der Gegend um Dschibuti zwischen 27 und 30 °C, während es in der Nacht auf ca. 20-22 °C abkühlt. Ab April beginnen die Temperaturen sprunghaft zu steigen, um von Juni bis August 39-42 °C zu erreichen. In der Nacht sinkt die Temperatur in der Regel nicht unter 30 °C. Erst ab Oktober beginnen sich die Temperaturen wieder um die 30-°C-Marke einzupendeln.

Karg und gefährlich :)
Karg und gefährlich 🙂

Die Hitzerekorde in Dschibuti betragen 45,9 °C für die Monate Juni und Juli und 45,8 °C für August. Absolutes Minimum sind 16 °C, die in Januar- und Februarnächten gemessen wurden. Aufgrund der Regenarmut bedecken Dornbuschsavannen, Halb- und Vollwüsten den größten Teil des Landes. Nur in Höhen über 1200 m findet man Akazien, Thujen, Wacholdersträucher, wilde Feigen und Ölbäume. Ein Dornbaum- und Sukkulentenwald erstreckt sich in den Hanglagen des Mousa Alli. Im Naturpark Forêt du Day konnten sich viele der sonst verschwundenen Pflanzenarten erhalten. Wie in anderen trockenen Regionen in Afrika leben in Dschibuti Gazellen, Antilopen, Zebras, Hyänen und Schakale. Der Abbe-See im Südwesten ist bekannt für die hier zahlreich vorkommenden Ibisse, Pelikane und vor allem Flamingos.

IMG_2221Die beiden Hauptvolksgruppen im Land sind die Somali (60 % der Gesamtbevölkerung) im Süden und die Afar (35 %) im Norden und Westen des Landes. Die meisten dschibutischen Somali gehören zu den Issa, einem Unterclan der Dir, einen kleineren Anteil stellen Gadabuursi. Die Afar sind eine Volksgruppe, deren Gebiet zwischen Dschibuti, Äthiopien und Eritrea aufgeteilt ist. Zwischen beiden Volksgruppen gibt es beträchtliche ethnische Spannungen; die Issa dominieren seit der Unabhängigkeit das Land politisch, während sich manche Afar marginalisiert fühlen.

20131014 Lac Assal (12)
Straße nach Äthiopien
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Djibouti Hafen

Ebenso wie Somalia geriet das heutige Dschibuti zwischen dem 7. und 10. Jh. unter die Herrschaft arabischer Sultane, die die nomadische Hirtenbevölkerung islamisierten. Das strategische Interesse der Franzosen an dem Gebiet war durch den Bau des Sueskanals (1859–1869) erwacht. 1862 hatte Frankreich das Gebiet von Obock sowie das Küstenland erworben. Damit wollte es ein Gegengewicht zum britischen Militärhafen in Aden schaffen. 1892 nahm Frankreich Besitz von den bis dato autonomen Sultanaten der Stadt Dschibuti. 1896 wurde Dschibuti zur französischen Kolonie Französische Somaliküste mit Dschibuti als Hauptstadt erklärt. 1917 erfolgte die Fertigstellung einer 781 km langen Bahnlinie nach Addis Abeba (siehe Schienenverkehr in Äthiopien). Damit war das Gebiet für Frankreich auch von wirtschaftlichem Interesse, denn Dschibuti wurde zum wichtigsten Ausfuhrhafen des Nachbarlandes Äthiopien. Erst zwischen den beiden Weltkriegen wurde das Landesinnere erschlossen.

Tor nach Osten ...
Tor nach Osten …

Im Jahre 1946 erfolgte die Umwandlung der Kolonie in ein französisches Überseeterritorium. 1956 bekam Dschibuti begrenzte Autonomie durch den loi-cadre Defferre, und 1957 wurde ein eigenes Kabinett und Territorialparlament gebildet. Während die Afar diesen Status mehrheitlich beibehalten wollen, strebten viele Issa die Unabhängigkeit und den Anschluss Dschibutis an ein Groß-Somalia an. Vor allem der Issa-Führer Mahamoud Harbi setzte sich für diese Ziele ein. 1958 sprach sich die Bevölkerung in einem Referendum mehrheitlich für einen Verbleib bei Frankreich aus. Das hieß für die Afar eine Begünstigung durch die französische Kolonialherrschaft. Ein neues Referendum am 19. März 1967 führte zu Spannungen zwischen den Nachbarstaaten Äthiopien und Somalia. Die Afar sympathisierten mit Frankreich und Äthiopien, die Issa mit Somalia. Durch den Druck der französischen Behörden entspannte sich die Situation wieder und das Gebiet nannte sich seither „Französisches Afar- und Issa-Territorium“.

Djibouti Innenstadt
Djibouti Innenstadt

Nach wiederholten Unruhen 1972 gewährte Frankreich eine weitgehende Selbstverwaltung. 1974 forderten die UNO und mehrere afrikanische Staaten die Unabhängigkeit. Nach einer erneuten Volksabstimmung kam es unter weitgehender Stimmenthaltung der Afar am 27. Juni 1977 (Nationalfeiertag) zur Unabhängigkeit von Frankreich. Erster Präsident des Landes wurde Hassan Gouled Aptidon. Der Issa-Politiker bildete zwar ein Kabinett mit allen ethnischen Gruppen – der Ministerpräsident und der Außenminister waren Afar –, dennoch äußerten Afar immer wieder Unmut über ihre zweitrangige politische Situation, was zu diversen Regierungskrisen und -umbildungen führte.

Morgenröte am Hafen
Morgenröte am Hafen

Nach seinem deutlichen Wahlsieg 1981 entschloss sich Gouled zu einer entschiedenen Haltung, erklärte Dschibuti zum Einparteienstaat unter seiner Issa-geführten Partei Rassemblement Populaire pour le Progrès und verbot alle anderen Parteien. In den folgenden Jahren stellte sich eine allmähliche Konsolidierung der innenpolitischen Lage ein. Am 21. März 1981 unterzeichnete der Präsident einen Freundschaftsvertrag mit dem Nachbarland Äthiopien mit einer Laufzeit von 10 Jahren. Seit 1986 agierte Dschibuti als Friedensvermittler zwischen Äthiopien und Somalia. Ab 1988 wurde Dschibuti Aufnahmeland für somalische Flüchtlinge, woraufhin sich die Beziehungen zu Somalia verschlechterten. 1989 zerstörte eine Überschwemmungskatastrophe 70 % von Dschibuti-Stadt. 1991 setzten im Norden des Landes Kampfhandlungen zwischen Afar-Rebellen und Regierungstruppen ein. Die Erfolge der Rebellen bewogen die Regierung, 1992 wieder ein Mehrparteiensystem einzuführen. Der Bürgerkrieg wurde mit einem Friedensabkommen im Dezember 1994 weitgehend beendet, ein Teil der Rebellen war noch bis 2001 aktiv. Präsident Gouled trat 1999 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Sein Nachfolger wurde Ismail Omar Guelleh von der RPP, der 2005 wiedergewählt wurde. Mitte 2008 kam es im umstrittenen Grenzgebiet um Ras Doumeira mehrfach zu Zusammenstößen dschibutischer Truppen mit Truppen Eritreas. Die USA und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschuldigten Eritrea der militärischen Aggression gegen Dschibuti. Soviel zur Geschichte des Landes.

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Unser deutsches Team mit Besuch aus der Heimat
Unser deutsches Team mit Besuch aus der Heimat

Und was mache ich nun hier in dieser interessanten aber durchaus schwierigen Gemengelage? Einfach zu beantworten aber nicht ganz so einfach zu erklären. Am 15. August 2012 hat die deutsche Bundesregierung beschlossen, sich an der Mission EUCAP Nestor mit bis zu fünf Beamten der Polizei des Bundes und der Länder, mit bis zu fünf Soldaten der Bundeswehr (Aha! Da ist er also) und durch weitere zivile Experten als Ausbilder und Stabspersonal zu beteiligen. Die von der Europäischen Union geführte Mission zum Aufbau regionaler maritimer Kapazitäten am Horn von Afrika und im Westindischen Ozean ist eine sogenannte „nicht exekutive“ zivil-militärische Ausbildungs- Beratungs- und Unterstützungsmission zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias. Ziel ist es, dass die ostafrikanischen Staaten Somalia, Dschibuti, Kenia, Tansania und die Seychellen beim Aufbau und der Entwicklung von maritimen Sicherheitsstrukturen im weitesten Sinne zur Bekämpfung der Piraterie unterstützt werden. Der strategische Rahmen wird durch das EU Konzept fuer das Horn von Afrika abgesteckt. EUCAP Nestor ergänzt damit den militärischen Antipiraten-Einsatz Atalanta und die Ausbildungsmission EUTM Somalia, in dem über Polizei- und Justizexpertiese mit den Partnern vor Ort der Bedarf ermittelt und definiert wird, um dann gezielt zu unterstützen. Damit ist die Mission einzigartig und versucht, die verschiedenen Missionen, Akteure und Fakultäten auf das gemeinsame Ziel zu bündeln und ihren Beitrag zum ganzheitlichen -vernetzten- Ansatz in diesem Krisenraum zu leisten. Eine komplexe Aufgabe, die länder-, kultur- und ressortübergreifend ihren Mehrwert sucht und zeigt. In einem Interview habe ich versucht, diesen Weg von EUCAP Nestor mit den vielen Facetten zu skizzieren. Hier zum Nachlesen. Wessen Interesse geweckt ist und wer mehr wissen möchte, kann hier auf der Internetseite der Mission weiterlesen – und für diejenigen, die noch mehr wissen möchten, na dann –  hier.

Im Wasser
Im Wasser
Beim Planktonen
Beim Planktonen

Nach dieser ausführlichen landeskundlichen, geopolitischen und tagespolitischen Ausführung nun aber der Teil, der sich ausserhalb des Arbeitsalltages befindet. Am Ende werde ich nochmal das Thema aufgreifen und abrunden.    Michi hat es geschafft, mich wieder mal im Einsatz zu besuchen und neben unserem Hochzeittag auch Weihnachten und Sylvester mit mir zu feiern. Ihre Eindrücke dieser 3 Wochen hat sie eindrucksvoll und mit ehefraulicher Brille veröffentlicht und können inn ihrem Bericht „Besuch im Einsatz“ nachgelesen werden. Auf den Punkt und ohne weitere Kommentare durch den Ehemann….

Als Einstieg einige Impressionen unserer Schnorcheltour in der Bucht von Tadjoura, in dem sich von November bis Februar die „halbstarke“ Garde der Walhaie tummelt. Trotz des Debakels einer Lebensmittelvergifung hat Michi sich wie immer nicht unterkriegen lassen, war mutig und hat mit einem beherzten Sprung ins Wasser intensive Verbindung mit den Fischen aufgenommen. Aber wie uns erfahrene Beobachter sagen, sind hier nur die kleinen Exemplare zu sehen, die richtig Grossen kommen vielleicht im Februar und sind dann bis zu 15 Meter lang! Der Walhai (Rhincodon typus) ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Der Walhai ist die einzige Art der Gattung Rhincodon, der einzigen Gattung innerhalb der Familie Rhincodontidae. Der Walhai gehört der Ordnung der Ammenhaiartigen an. Das bisher längste gemessene Individuum eines Walhais war 13,7 m lang. Es gibt auf Sichtungen beruhende Berichte von bis zu 18 oder 20 m langen Individuen, doch beruhen diese wohl vor allem auf einer besonders bei großen Tieren häufigen Überschätzung. Walhaie können ein Gewicht von über 12 Tonnen erreichen. Sie ernähren sich ähnlich wie Riesenhaie und Riesenmaulhaie von Plankton und anderen Kleinstlebewesen, die sie durch Ansaugen des Wassers filtrieren. Nach neueren Untersuchungen fressen sie aber auch Fische bis zur Größe von Makrelen und kleinen Thunfischen, also bis zu etwa einem Meter.

Riesenmaul .... aber harmlos
Riesenmaul …. aber harmlos
8 Meter Walhai...
8 Meter Walhai 

Wegen seiner Nahrungsspezialisierung ist dieser Hai ungefährlich für den Menschen, zu Unfällen kann es jedoch durch die Größe und Kraft der Tiere kommen. Walhaie saugen das Wasser aktiv an (bis zu 6000 l/h) und pressen es durch ihre Kiemen, die mit einem schwammartigen Filtrierapparat versehen sind. Dieser wird aus Knorpelspangen gebildet, welche die einzelnen Kiemenbögen wie ein Gitter miteinander verbinden und auf denen untereinander verfilzte Hautzähnchen sitzen. Um ihren enormen Nahrungsbedarf zu decken, filtern sie auf diese Weise neben Plankton auch kleine Fische und andere Meeresbewohner aus dem Wasser. Häufig „stehen“ sie dabei senkrecht, den Kopf zur Wasseroberfläche gerichtet im Wasser, oder sie bewegen den aus dem Wasser ragenden Kopf von einer Seite zur anderen und öffnen und schließen dabei das Maul (7–28 Mal pro Minute). Bis in den Februar hinein sehen wir immer wieder Walhaifamilien, die sich im Zuge der Küstenlinie bewegen und uns auch unter Wasser immer wieder begegnen. Apropos unter Wasser: Wie bereits oben erwähnt haben sich die wochenendlichen Erholungsphasen fast ausschließlich auf die Ausfahrten mit Blue Dolphin zum Tauchen beschränkt – und ganz ehrlich: Neben einigen Sehenswürdigkeiten im Land gibt es auch nicht viel mehr zu tun. Zwischen zwei bis etwa acht Metern Tiefe zeigen sich Steinkorallenriffe einigermaßen in Form. Schöne Abstiege gibt`s an der „Vierge Rouge“, einer Steilwand mit gutem Hartkorallenbewuchs und am „La Dent de DSC_2786HoA-Dive-ClubRequin“, übersetzt 1411466976530dem „Haizahn“. Lippfische, Pfauen-Kaiserfisch, Sichel-Kaiserfisch und auch Meeresschildkröten sind immer vertreten. Die besten Spots sind zwei Wracks vor der Hauptstadt Djibouti: Um die „Salem“ vor der Insel Maskali schwärmen Blaustreifenschnapper und Fledermausfische. Und auch die Insel Mucha vor der Tür von Djibouti ist schnell für einen Tauchgang erreicht. Hier lohnt sich auch ein Erkundungstrip über die fast verlassene Insel, in der lediglich einige Franzosen ihr Wochenenddomizil errichtet haben. Es ist eine kleine Koralleninsel fünfzehn Kilometer nördlich der Hauptstadt.  Zusammen mit nahegelegenen Inseln Maskali (anderthalb Kilometer westlich) und Île du Large (700 Meter südlich) bildet Musha die Gruppe der Musha-Inseln. Die Insel ist vor allem für ihre Mangrovengebiete, ihre vielfältige Unterwasserwelt und Tauchgebiete bekannt. Sie ist als Schutzgebiet ausgewiesen. Stimmungsvolle Tauchgänge erleben wir um „Epave de Mucha“ oder „Arcon Raphael“. Ganze Schwadronen von Fischen halten das vor 30 Jahren gesunkene Schiff auf seiner etwa 80 m Länge besetzt und Schwarze Korallen in beachtlicher Größe gedeihen auf dem backbord liegenden spanischen Cargoschiff, welches wir Tag und Nacht betauchen und auch den einen oder anderen Hai zu Gesicht bekommen. Eine unserer interessantesten Fahrten führt uns in die Tiefe der Bucht von Tadjoura, zum Golf von Ghoubbet-el-Kareb (auch Lac Goubet), ein Meerwassersee, der im Volksmund den Namen »Teufelsgrube« trägt. Er ist Seen umgeben von einer öden Mondlandschaft aus erloschenen Vulkanen und schwarzem Lavagestein des Vulkan Ardoukoba im gleichnamigen Ardoukôba-Rift direkt auf dem Ostafrikanischen Grabenbruch. Dieses sich ständig ausdehnende Gebiet ist eine der vulkanisch aktivsten Zonen der Welt.

Zwischen den Erdplatten
Zwischen den Erdplatten
Unterwasserpracht der Red Virgin
Unterwasserpracht der Red Virgin

Der Vulkan ist ein Kegelstumpf-förmiger Aschenkegel von etwa 145–250 m Höhe mit einem flachen Kraterrand. Aufgrund der Tiefenlage der Erdoberfläche in dieser Gegend liegt der Kraterrand des Vulkans auf etwa 5 m über Meereshöhe. Mit den Ascheauswürfen haben sich einige Lavaströme gebildet, die den Boden des Rifts bedecken. Die Eruption, die zur Entstehung des Ardoukoba führte, begann am 7. November 1978 nach einem Tag mit über 800 Erdbeben. Danach öffneten sich parallel zur Riftzone etwa 25 bis 500 m lange Spalten, welche Lavaströme produzierten und den heutigen Schlackenkegel des Ardoukôba schufen. Die Eruption endete bereits am 14. November 1978, insgesamt wurden mehr als 12 Millionen Kubikmeter Asche und Lava ausgestoßen. In der Umgebung  des Vulkans driften drei tektonische Platten, die nubische, arabische und somalische, auseinander (Afar-Dreieck). Hier besteht neben einer Formation in Island die damit einmalige Möglichkeit, zwischen 2 dieser tektonischen Platten auf ungefähr 35 Meter zu tauchen. Alleine die Einfahrt in den Goubet ist ein Erlebnis, drängt sich gezeitenabhängig das Wasser des Rotes Meeres doch durch die enge Stelle und macht das manövrieren nicht nur für den Kapitän zu einem Erlebnis. Danach geht es zu einer verlassenen Fels- und Korallenformation etwas weiter westlich, der „Red Virgin“. Sie ist benannt nach dem roten Felsen, der aus einer bestimmten Perspektive wie die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind aussieht. Hier, wo nur sehr wenige Touristen (und Taucher) hinkommen entfaltet sich die Unterwasserpracht des Landes vor uns. Aber der Höhepunkt steht noch bevor. So bekomme ich eine Einladung der Küstenwache von Djibouti, eine Patrouille in die Gewässer an der Seegrenze zum Jemen zu begleiten. Die Sawabi-Inseln (frz. auch Sept Frères) sind eine aus sechs unbewohnten Inseln bestehende Gruppe in der Meerenge Bab al-Mandab zwischen Rotem Meer und Indischem Ozean. Sie gehören zur Region Obock. Die Inseln von West nach Ost:Seven_Brothers_Islands

  • H̱amra (Westinsel, Rote Insel)
  • ‘Ounḏa Dâbali (Île Double)
  • Tolka (Île Basse)
  • Kaḏḏa Dâbali (Große Insel)
  • H̱orod le ‘Ale (Ostinsel)
  • ‘Ounḏa Kômaytou (Südinsel)
Riesenrochen
Riesenrochen
Sonnenuntergang über 2 Brüdern
Sonnenuntergang über 2 Brüdern

Kaḏḏa Dâbali (Große Insel) nimmt über die Hälfte der Fläche der Inselgruppe ein, rund 50 Hektar von insgesamt 90 Hektar. Mit einer Höhe von 114 Metern ist sie auch die höchste der sechs Inseln. Gelegentlich wird auch die Halbinsel Ras Siyyân als Teil der Inselgruppe bezeichnet. Ras Siyyân gipfelt in einem 138 Meter hohen Vulkan. Die Inseln liegen in einer Entfernung von 4,5 bis 14 Kilometern von Ras Siyyân. Hier unterhält die Küstenwache einen vorgeschobenen Beobachtungs- und Überwachungsposten, der regelmäßig angelaufen wird. Wir übernachten auf Kaḏḏa Dâbali und es besteht die Möglichkeit am Abend und in den Morgenstunden des nächsten Tages jeweils einen abenteuerlichen Tauchgang durchzuführen. Hier haben in den letzten 15 Jahren vielleicht eine Handvoll Taucher den Kopf ins Wasser gestreckt – und so breitet sich die Unterwasserwelt auch vor uns aus. Hier im „Japanischen Garten“ entfaltet sich das Rote Meer in unbeschreiblicher Vielfalt. Riesige Rochen, Delphine, Schildkröten und die gesamte Palette der Korallenfische über unberührten Korallen. Eine Entschädigung der letzten entbehrungsreichen Monate in der Wüste. Am Abend geniessen wir den Sonnenuntergang und sitzen mit unseren Freunden aus Djibouti am Lagerfeuer und grillen einige der Fische, die uns eben noch begleitet haben. Schade – aber trotzdem lecker. Damit will ich die Unterwasserwelt Djibouties verlassen und mich wieder den Erlebnissen an Land zuwenden. Wie bereits etwas weiter oben erwähnt, sind die landschaftlichen Höhepunkte in diesem Bereich der Erde überschaubar. Die wenigen vorhandenen sind aber umso eindrucksvoller. Mit einer 3 stündigen Autofahrt relativ leicht zu erreichen ist  der Assalsee , welchen ich etwas weiter ober bereits erwähnt habe.

Wir schaffen - 144 Meter
Wir schaffen – 144 Meter
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Lac Assal

Es geht von Djibouti aus auf gut geteerter und stark befahrener Strasse immer Richtung Äthiopien, der Haupstrecke des Schwerlastverkehrs vom Hafen Djibouties nach Westen. Hier werden 90 % des Warenflusses von und nach Äthiopien transportiert – hoffentlich nicht mehr lange, da die Volksrepublik China wie an vielen Orten Afrikas tatkräftig unterstützt und auch gegen den Widerstand der LKW Lobby eine Bahnverbindung Addis Abeba – Djibouti baut. Wir folgen dann dem Golf von Tadjoura bis es endlich in eine schon von weitem bedrohlich erscheinende hitzeflimmernde Absenkung geht, die uns schneeweiss entgegenstrahlt. Der Salzgehalt des Sees ist mit 35 Prozent zehnmal höher als der der Ozeane oder ca. 2 bis 7 Prozentpunkte über dem des Toten Meeres. Der Assalsee bedeckt 54 km². Seine Wasseroberfläche liegt verschiedenen Angaben zufolge 153, 155 oder 173 m unter dem Meeresspiegel, so dass seine Uferbereiche den tiefsten Punkt – also die tiefste Depression – Afrikas bilden. Er wird hauptsächlich aus unterirdischen Quellen gespeist, die wiederum ihr Wasser aus dem nahen Golf von Aden und damit dem Indischen Ozean beziehen. Sein hoher Salzgehalt ist das Resultat der hohen Verdunstung. Weiter geht es immer entlang des Golfes ueber Tadjoura bis zum „Sable blanc“, einem wunderschoenen Strand. Tadjoura ist die älteste Stadt in Dschibuti. Es war Hauptstadt eines Sultanats der Afar und als Hafen Umschlagplatz für Güter aus Shewa und Aussa (Äthiopien). Jährlich begann im September ein großer Bazar in der Stadt. Der Handel mit der Afar-Senke wurde hauptsächlich von Frauen abgewickelt, die ihre Waren auf Kamelen nach Tadjoura brachten, während die Männer zuhause blieben, da Stammesfehden nicht selten waren. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Stadt bedeutender Sklavenhandelsplatz (Ostafrikanischer Sklavenhandel). Ein weiteres wichtiges Handelsgut war Elfenbein, das von Karawanen aus Aliu Amba gebracht wurde. Nach der französischen Kolonialisierung wurde der Sklavenhandel per Dekret vom 26. Oktober 1889 verboten und bestand von da an nur mehr im Verborgenen und in wesentlich kleinerem Maßstab. Nach Eröffnung der Äthiopischen Eisenbahn von Dire Dawa nach Dschibuti-Stadt büßte Tadjoura weiter an Bedeutung ein. Folgt man dem Verlauf der Strasse weiter, passiert man Obok, eine klein Hafenstadt mit ca. 8000 Einwohnern und erreicht die Grenze zu Eritrea.

Am Ufer des Assalsees
Am Ufer des Assalsees
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Sonnenuntergang am Lac Abbe

Tja, und damit schliesst sich auch meine kleine landeskundliche Exkursion durch dieses interessante Land. Obwohl ich 8 Monate Zeit hatte, ist es mir an den begrenzten Wochenenden leider nicht gelungen, die beiden noch fehlenden Touristenziele zu besuchen. Der Vollständigkeit halber seien sie hier dennoch erwähnt: Zum einen der Abbe-See,  ein Salzsee auf der Grenze von Äthiopien und Dschibuti mit einer Fläche von 340 km². Er ist Teil einer Kette von sechs untereinander verbundenen Seen und der Mittelpunkt der Afar-Senke, wo drei Erdplatten aufeinandertreffen. Er gilt als eine der unzugänglichsten und unwirklichsten Gegenden der Erde. Die Szenerie ist einzigartig. So sind die Uferbereiche mit Hunderten von bis zu 50 m hohen Kalksteinkegeln übersät, die sich aus Ablagerungen heißer Thermalquellen unter Wasser gebildet haben. Die Gegend hat sich in den letzten Jahrtausenden um etwa 100 m gehoben, dadurch befinden sich die Sinterkegel heute im Bereich des trockenen Seeufers. Diese trostlose mondähnliche Gegend diente dem Film Planet der Affen als surreale Kulisse. Die Gegend ist jedoch nicht unbewohnt, nomadische Afar lassen auf den Flächen, wo heiße Mineralquellen Vegetation zulassen, ihre Kamele, Ziegen und Schafe weiden. Das Gewässer selbst ist bekannt für seine Flamingos. Zum anderen der Forêt du Day (Day-Wald), der einzige Wald in Dschibuti.Der Wald Er liegt in den Goda-Bergen in der Region Tadjoura und erstreckt sich über etwa 15 km² auf einer Höhe von 1200 bis 1750 m. Er ist neben den Mabla-Bergen des letzte Gebiet, in dem der vom Aussterben bedrohte Wacholderfrankolin oder Dschibuti-Frankolin lebt, zudem gehört er zu den wenigen Wäldern mit Ostafrikanischem Wacholder, der einst die dominierende Baumart des Waldes war. Die Bestände des Frankolins haben allerdings deutlich abgenommen, und von den Wacholderbäumen sind seit etwa 1990 selbst in den gesündesten Teilbereichen 50 % abgestorben. Dafür sind Buchsbäume häufiger geworden. Die früher zahlreichen Antilopen sind wesentlich seltener geworden, Wüstenwarzen-schweine sind gänzlich verschwunden. Leoparden wurden seit den 1980er Jahren nicht mehr gesichtet. Als wichtigste Ursache gilt die Veränderung des Klimas in der Region hin zu mehr Hitze und Trockenheit, verschärft durch die Beweidung von Teilen des Waldes durch Rinder, die insbesondere Jungpflanzen fressen und zertreten. Jagd und das Fällen von Bäumen spielen hingegen eine untergeordnete Rolle.